Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass wir in der Minderheit sind. Nicht in punkto Anzahl Kinder, da sind wir sogar ein bisschen über'm Durchschnitt. Sondern ich habe nachgezählt, wie viele unserer Freunde sich den Luxus (?) einer Putzhilfe leisten. Und ich gebe zu - ich gäbe einiges dafür. Seit Jahren diskutieren Significant Other um das Thema herum, schleichen um die verführerische Vorstellung, am Samstag nicht mehr den halben Tag den Göttern des Hausstaubes und der Bad- und Küchenreinigung opfern zu müssen, kommen ganz nahe an eine Lösung heran und schmeissen sie dann doch grosszügig über Bord, um uns gehörig zusammenzureissen und die Hausreinigung (noch) selbst zu übernehmen. Kommt das Gespräch mit Freunden, bei denen eine Putzfee die Wohnung blitzeblank zaubert, auf das Thema Hausputz, dann heisst es: "Waaas - ihr mached das selber?!" - "Ich würd uf ALLES verzichte, nur nöd uf mini Putzhilf!" - "Also de Luxus gönn ich mir eifach!". Dann grummle ich ein bisschen vor mich hin. aber gönne es jedem von Herzen, der sich diese Hilfe ins Haus holt. Und stecke am Samstag beim Angriff gegen Kalk, Schmutz und Staub die Kopfhörer ganz tief in die Ohren und stelle die Musik ein bisschen zu laut auf, während ich mit Meister Proper zur Tat schreite.
*Man beachte den neckischen Ohrring zu seiner Rechten.* |
Ja, ich fluche über das Putzen. Und insgeheim tut Signficant Other das auch. Wer schon nicht. Aber ein Gutes hat das Ganze. Die Kinder bekommen mit, dass es auch Einiges zu tun gibt zu Hause. Und ab einem gewissen Alter können sie auch schon mit anpacken, und ein bisschen "helfen". Ich bin der Meinung, dass Kinder zu Hause nicht den Eindruck erhalten sollen, dass Mama und Papa nur so herumwuseln und Geld verdienen und putzen, einkaufen und aufräumen. Sprich - sie sollen nicht das Gefühl kriegen, sie lebten in einem Hotel. Mir ist selbstverständlich bewusst, dass vor allem Kleinkinder nicht dafür gemacht sind, von sich aus und aus freien Stücken "Ordnung" zu schaffen und dass "Ordnung" in Kinderaugen etwas ganz anderes bedeutet, wie es manch ein Erwachsener sieht. Und "Sauberkeit" ebenso.
Haben Erwachsene das Gefühl, dass sie Kindern gerade etwas Gutes tun, wenn sie ihr Zimmer heimlich aufräumen, während die Kleinen grad in der KITA sind oder draussen spielen, sieht das aus Kindersicht oft so aus: "Mama du hast jetzt gerade meine selbstgebaute Zauberhöhle zerstört!!" - "Das war keine Unordnung, wir haben gerade Einkaufen gespielt!" - " Wir haben die Decke nicht auf den Boden geworfen, das war ein FLOSS!!". Es tut mir ja auch Leid, wenn so etwas geschieht. Aber wenn schon den ganzen Tag über die Kindergegenstände meinen Lebensraum zu Hause durchdringen und ungefragt einnehmen, dann möchte ich wenigstens abends und wenigstens im Wohnzimmer keine Spielsachen mehr sehen. Wenn die Lampen in den Zimmern von Nummer 1 und Nummer 2 abends ausgehen, dann soll es für kurze Zeit so aussehen, als würden Erwachsene im Haushalt leben. Und keine Tornados und Tornadillos. Die wirbeln dann am nächsten Tag ab 6:30 mit allem möglichen Krimskrams bewaffnet ohnehin wieder durch's ganze Haus.
Nummer 1 und Nummer 2 wollen ja auch meist "helfen", wenn wir Erwachsenen etwas tun. Und auch wenn es meist keine grosse Hilfe darstellt, wenn sie helfen, lassen wir sie dennoch gewähren. Sei das nun mit dem Swiffer herumzuwischen oder mit dem Lappen den Tisch abzuputzen. Oder draussen den Terrassenplatz mit dem Kinderbesen zu fegen. Nummer 2 würde sicher auch zu gerne mit dem verführerisch lustig aussehenden WC-Bäseli das Klo schrubben, aber solche Dinge in Verbindung mit Chemikalien sind natürlich ein Tabu. Was beide richtig gerne tun, ist Wäsche sortieren. Nicht, weil sie es besonders toll finden, ihre eigenen Sachen zu suchen und zu falten. Sondern weil man dabei auf dem grossen Elternbett herumtollen und sich unter den vier schön verteilten Wäschebergen verstecken kann. Ich denke nicht, dass das alles an Kinderarbeit grenzt. So langsam zeigt Nummer 1 allerdings an manchen Tagen Anflüge von Diva-Allüren. Mal sehen, wo das hinführt. "Da, jetzt hilf mir mal und putz de Tisch ab, det wo ihr's Wasser druf usgleert händ!"sagte ich vorgestern zu Nummer 1. Worauf sich die kleine Dame die Fäuste in die Hüften rammte, die Augen verdrehte und ganz schön theatralisch antwortete:
"Aber Mami - ich bin doch no es CHIND!"