Nummer 1 hat eine grosse Affinität für Bücher. Sie hat eine Tonne davon und sie lagen bis vor einigen Tagen leider alle im Zimmer verstreut herum oder waren in einer (!) Kiste aufeinander gestapelt. Das führte dazu, dass das arme Kind allabendlich dieselben fünf Bücher, die zuoberst in der Kiste lagen, vorgelesen bekam. Aus medienpädagogischer Sicht ist sowas natürlich nicht sehr ratsam. Und damit wir uns in 20 Jahren nicht anhören müssen, welche Traumata der übermässige Konsum des Winterwimmelbuchs, des Rotkäppchens, des Kinderalphabets oder Jim Knopf ausgelöst hat, beschlossen wir am Freitag, dass ein richtiges Bücherregal eine gute Idee wäre. Und mit "wir" meine ich "ich".
Es gibt wenige 4 Buchstaben die so polarisieren wie die von IKEA.You either love it or hate it. So ziemlich alle Männer, die ich kenne, hassen sie jedoch abgrundtief. Für sie bedeutet IKEA wirklich nur Ich Kriege Einen Anfall. Aber es ist also kein exklusives Männerphänomen. Jetzt wo ich genauer darüber nachdenke, erinnere ich mich plötzlich an ein paar sehr (!) mühsame Bastelabende nach Umzügen, bei denen etwa 65 IKEA Möbel zusammengestiefelt werden mussten. Tags darauf hatte ich schmerzende Fingerkuppen und ich glaube geflucht zu haben, wie ein Tourist in Skandinavien beim Anblick der dortigen Alkoholpreise. Früher war es irgendwie so, dass immer EIN TEIL fehlte, egal ob man nun "Billy" oder "Svantje" oder "Expedit" erworben hatte. Seit einigen Jahren ist das Gegenteil der Fall. Es bleiben sicher 28 Teile übrig. "Das isch imfall extra so, demit d Lyyt sich sicher nöd beschwered und nomal müend in IKEA ga. Das nennt mer ebe Chundefründlichkeit, you know!" erklärte mir ein Freund. Ich persönlich finde es ja höchst beunruhigend, wenn ich ein Gestell aufgebaut habe und mich danach noch zwei Handvoll ziemlich wichtig aussehender Schrauben anstarren. Bei dieser Erinnerung zuckt auch meine Augenbraue ein bisschen. Ob Significant Other und all die Kritiker da draussen am Ende sogar Recht haben…? Ist IKEA doch der Wolf im Kunstschafpelz?
Auf jeden Fall war es wie so oft der günstige Preis, der für IKEA sprach. Nummer 2 fand es super dort, mit ihren dicken Winterboots durch den Laden zu stiefeln und alle Welt anzuflirten. Da sie laufen wollte, waren es dieses Mal sicher wir, die "Stau" verursachten in den Gängen. Wir waren jetzt die, über die wir früher flüsternd gelästert hatten "Ja chönd denn die ihri Chind zum poschte nöd dihei la!".
Der Duft der Fleischbällchen und des Kaffees (Kinder. Da gibt es gratis Refill, so oft man mag! Bis zum Umfallen!) trieb uns dann relativ rassig ins Restaurant. Es war zu 1/3 leer. Irgendwie mussten wir einen "guten" IKEA-Samstag erwischt haben, denn es gab im Laden kaum Stau (höchstens durch uns selbst verursachten...), man kam zügig und mit relativ wenig Konkurrenz zu den erwünschten Gegenständen, ALLES war da (!) was auf der Liste stand und das ist relativ selten so. Ich vermute ganz stark, dass sich die halbe Bevölkerung des Kantons Zürich an diesem Tag gedacht hatte "Hyt machemers mal bsunders schlau. Es sind hyt eh wieder all im IKEA, drum gömmer lieber es anders Mal und defür in Media Markt!". Vor Letzterem türmten sich nämlich schon auf der Strasse und der Einfahrt die Autos, die verzweifelt eine Ecke im Parkhaus suchen wollten. Arme Teufel.
Man mag also vom IKEA halten was man will. Es gibt Pluspunkte und Minuspunkte. Zu den Pluspunkten zählen ganz sicher (neben den Fleischbällchen, den sonstigen Leckereien im Schwedenshop, dem sündhaftgünstigen Soft Ice und den generell ansprechenden Preisen...) die Dialoge, die man so hört, wenn man durch die möbligen Hallen schlendert. Vor dem Warenlift etwa klang es so: "Sie, sind nöd Sie die, wo uf de Suechi nach ihrem Bueb isch? Det vorne bide Matrazene gumpt eine ume. Ghört de echt zu Ihne?!" oder in der Kinderabteilung, wo Baldeltern fachsimpelten: Sie, in aller Ruhe: "Ich weiss nöd ob mer söled de Schlafsack fürs Baby nee oder d Decki. Im Babybuech stat, mer söll kei Decki nee, wäg de Erstickigsgfahr..." - Er, genervt, zähneknirschend:"Schätzli bitte. Nemed mer eifach beidi. Ich versticke jetzt denn au. DA INNE!" Ich glaube ich setze mich mal für einen Tag in die Sofa Abteilung.
Was aber noch Toller ist, sind die Namen der Produkte bei IKEA. Wer bitte denkt sich solche Namen aus. Das Etagenbett "Gutvik". Das gute alte "Billy" Regal. Der Kerl oder die Kerlin sitzt sicher in einem schwedischen Mini-Büro und kippt sich morgens schon kräftig Aquavit in die Kaffeetasse. Die lustigen und belustigenden IKEA Namen hat sich übrigens eine absolut hinreissende Website vorgenommen, die den klangvollen Namen "IKEA or DEATH" trägt. Da werden einem Begriffe vorgegeben und man darf per Mausklick entscheiden, ob es sich dabei wohl um a.) ein IKEA Möbel oder b.) um eine Metal-Band handelt. Alter Schwede. Da habt Ihr eine Beschäftigung für die Pendlerzugfahrt oder den nasskalten Winterabend.
Nicht weniger amüsant war dann auch die Anweisung der freundlichen, jungen IKEA-Mitarbeiterin, als wir in Richtung Kasse kamen. "Chum mir gönd selber go scänne. Das gat vill schneller" raunte ich zu Significant Other, der natürlich sofort bei dieser Idee dabei war weil: a.) technisches Gadget und b.) Aussicht auf schneller draussen sein. Da sie so nahe bei uns stand ergänzte die Gute Mitarbeiterin dann in ihrem jugendlichen Slang: "Ja eeeh gönd Sie nur go scanne. Das isch no voll easy und so!" Na so voll easy war es dann auch nicht, oder aber ich bin in der Disziplin des Scannens einfach nicht besonders begabt (ich vermute, Letzteres trifft zu). Auf jeden Fall piepste es zwar immer schön grün, wenn ich einen Artikel ZAGG wie mit einem Laserpointer nahe kam. Aber die Hälfte der Einkäufe blieb dann irgendwie unerfasst. So günstig konnte nicht einmal IKEA sein. Eine weitere IKEA-Mitarbeiterin wies uns dann auch leicht genervt darauf hin. Man kann es ihr nicht verdenken. Denn zu diesem Zeitpunkt war es bereits 16:00 und die Gute hatte sicher schon den ganzen Tag im IKEA verbracht.
Summa summarum war der IKEA Besuch gar nicht so tragisch, was aber auch wirklich nur daran lag, dass sich die Menschenmassen in Grenzen hielten und zu Hause nicht noch eine Tonne Holz, Schrauben, Dübel, Scharniere und Holzplöppel zusammengesteckt werden wollten. Denn während Significant Other und viele andere, die ich kenne, vor allem den Besuch im IKEA selbst so ätzend finden, finde ich die Zusammenbauerei viel mühsamer. "Jetzt müemmer ja wieder es Wiili nöd in IKEA ga, oder?" fragte S.O. vorsichtig bei der Heimfahrt.
Nein. Müssen wir wohl nicht. Erst wenn uns irgendwann wieder die Servietten ausgehen.
Gedacht, gesagt. „Du, morn am Samschtig, da hettemer doch en Egge Ziit. Chömmer da in… IKEA?“ meinte ich beiläufig zu Significant Other, der mich daraufhin mit DEM Blick anschaute, den alle Männer aufsetzen, wenn es um einen Besuch im schwedischen Möbelladen geht. Die Augenbraue hebt sich. Die Pupillen weiten sich. Es ist der Blick, der sagt: „Heiliger Samstag, der du bist nur einmal in der Woche – und frei – und meine Frau schickt mich in die Hölle. Und nein, die Fleischbällchen machen es nicht besser!“ Na gut. Zugegeben hat es am Samstag vielleicht ein bisschen mehr Menschen, die dort einkaufen gehen. Aber wann unter der Woche hat man sonst Zeit, sich ins Industriegebiet zu begeben und zu sagenhaft günstigen Preisen mit Servietten einzudecken (gleich zu Beginn, wenn man mit der Rolltreppe raufkommt…)? "Mir händ NIE Serviette dihei wenn Bsuech chunt!" jammerte ich und packte kaum angekommen gleich 5 Packungen in die gelbe Riesentüte. "Ja die git's halt nur im IKEA" erwiderte S.O. hämisch. Ich möchte ja einen einzigen Einkaufswagen sehen, in dem keine Servietten liegen. Denn in den IKEA geht man wegen der Servietten, dem Krimskrams, den man nebenbei noch einpackt PLUS dann noch der Sache, wegen der man eigentlich in den IKEA gefahren ist. Ehrensache.
*homemade. Walk in with 1 thing on your list, walk out with 245.* |
Es gibt wenige 4 Buchstaben die so polarisieren wie die von IKEA.You either love it or hate it. So ziemlich alle Männer, die ich kenne, hassen sie jedoch abgrundtief. Für sie bedeutet IKEA wirklich nur Ich Kriege Einen Anfall. Aber es ist also kein exklusives Männerphänomen. Jetzt wo ich genauer darüber nachdenke, erinnere ich mich plötzlich an ein paar sehr (!) mühsame Bastelabende nach Umzügen, bei denen etwa 65 IKEA Möbel zusammengestiefelt werden mussten. Tags darauf hatte ich schmerzende Fingerkuppen und ich glaube geflucht zu haben, wie ein Tourist in Skandinavien beim Anblick der dortigen Alkoholpreise. Früher war es irgendwie so, dass immer EIN TEIL fehlte, egal ob man nun "Billy" oder "Svantje" oder "Expedit" erworben hatte. Seit einigen Jahren ist das Gegenteil der Fall. Es bleiben sicher 28 Teile übrig. "Das isch imfall extra so, demit d Lyyt sich sicher nöd beschwered und nomal müend in IKEA ga. Das nennt mer ebe Chundefründlichkeit, you know!" erklärte mir ein Freund. Ich persönlich finde es ja höchst beunruhigend, wenn ich ein Gestell aufgebaut habe und mich danach noch zwei Handvoll ziemlich wichtig aussehender Schrauben anstarren. Bei dieser Erinnerung zuckt auch meine Augenbraue ein bisschen. Ob Significant Other und all die Kritiker da draussen am Ende sogar Recht haben…? Ist IKEA doch der Wolf im Kunstschafpelz?
Auf jeden Fall war es wie so oft der günstige Preis, der für IKEA sprach. Nummer 2 fand es super dort, mit ihren dicken Winterboots durch den Laden zu stiefeln und alle Welt anzuflirten. Da sie laufen wollte, waren es dieses Mal sicher wir, die "Stau" verursachten in den Gängen. Wir waren jetzt die, über die wir früher flüsternd gelästert hatten "Ja chönd denn die ihri Chind zum poschte nöd dihei la!".
*ROAD TO HELL. Rechts im Bild der flinke Fuss von Nummer 2.* |
Der Duft der Fleischbällchen und des Kaffees (Kinder. Da gibt es gratis Refill, so oft man mag! Bis zum Umfallen!) trieb uns dann relativ rassig ins Restaurant. Es war zu 1/3 leer. Irgendwie mussten wir einen "guten" IKEA-Samstag erwischt haben, denn es gab im Laden kaum Stau (höchstens durch uns selbst verursachten...), man kam zügig und mit relativ wenig Konkurrenz zu den erwünschten Gegenständen, ALLES war da (!) was auf der Liste stand und das ist relativ selten so. Ich vermute ganz stark, dass sich die halbe Bevölkerung des Kantons Zürich an diesem Tag gedacht hatte "Hyt machemers mal bsunders schlau. Es sind hyt eh wieder all im IKEA, drum gömmer lieber es anders Mal und defür in Media Markt!". Vor Letzterem türmten sich nämlich schon auf der Strasse und der Einfahrt die Autos, die verzweifelt eine Ecke im Parkhaus suchen wollten. Arme Teufel.
Man mag also vom IKEA halten was man will. Es gibt Pluspunkte und Minuspunkte. Zu den Pluspunkten zählen ganz sicher (neben den Fleischbällchen, den sonstigen Leckereien im Schwedenshop, dem sündhaftgünstigen Soft Ice und den generell ansprechenden Preisen...) die Dialoge, die man so hört, wenn man durch die möbligen Hallen schlendert. Vor dem Warenlift etwa klang es so: "Sie, sind nöd Sie die, wo uf de Suechi nach ihrem Bueb isch? Det vorne bide Matrazene gumpt eine ume. Ghört de echt zu Ihne?!" oder in der Kinderabteilung, wo Baldeltern fachsimpelten: Sie, in aller Ruhe: "Ich weiss nöd ob mer söled de Schlafsack fürs Baby nee oder d Decki. Im Babybuech stat, mer söll kei Decki nee, wäg de Erstickigsgfahr..." - Er, genervt, zähneknirschend:"Schätzli bitte. Nemed mer eifach beidi. Ich versticke jetzt denn au. DA INNE!" Ich glaube ich setze mich mal für einen Tag in die Sofa Abteilung.
Peace & Mayham? Und: Ist ein Schrank OHNE Türen nicht einfach eine Art Regal? |
Was aber noch Toller ist, sind die Namen der Produkte bei IKEA. Wer bitte denkt sich solche Namen aus. Das Etagenbett "Gutvik". Das gute alte "Billy" Regal. Der Kerl oder die Kerlin sitzt sicher in einem schwedischen Mini-Büro und kippt sich morgens schon kräftig Aquavit in die Kaffeetasse. Die lustigen und belustigenden IKEA Namen hat sich übrigens eine absolut hinreissende Website vorgenommen, die den klangvollen Namen "IKEA or DEATH" trägt. Da werden einem Begriffe vorgegeben und man darf per Mausklick entscheiden, ob es sich dabei wohl um a.) ein IKEA Möbel oder b.) um eine Metal-Band handelt. Alter Schwede. Da habt Ihr eine Beschäftigung für die Pendlerzugfahrt oder den nasskalten Winterabend.
*homemade* |
Nicht weniger amüsant war dann auch die Anweisung der freundlichen, jungen IKEA-Mitarbeiterin, als wir in Richtung Kasse kamen. "Chum mir gönd selber go scänne. Das gat vill schneller" raunte ich zu Significant Other, der natürlich sofort bei dieser Idee dabei war weil: a.) technisches Gadget und b.) Aussicht auf schneller draussen sein. Da sie so nahe bei uns stand ergänzte die Gute Mitarbeiterin dann in ihrem jugendlichen Slang: "Ja eeeh gönd Sie nur go scanne. Das isch no voll easy und so!" Na so voll easy war es dann auch nicht, oder aber ich bin in der Disziplin des Scannens einfach nicht besonders begabt (ich vermute, Letzteres trifft zu). Auf jeden Fall piepste es zwar immer schön grün, wenn ich einen Artikel ZAGG wie mit einem Laserpointer nahe kam. Aber die Hälfte der Einkäufe blieb dann irgendwie unerfasst. So günstig konnte nicht einmal IKEA sein. Eine weitere IKEA-Mitarbeiterin wies uns dann auch leicht genervt darauf hin. Man kann es ihr nicht verdenken. Denn zu diesem Zeitpunkt war es bereits 16:00 und die Gute hatte sicher schon den ganzen Tag im IKEA verbracht.
Summa summarum war der IKEA Besuch gar nicht so tragisch, was aber auch wirklich nur daran lag, dass sich die Menschenmassen in Grenzen hielten und zu Hause nicht noch eine Tonne Holz, Schrauben, Dübel, Scharniere und Holzplöppel zusammengesteckt werden wollten. Denn während Significant Other und viele andere, die ich kenne, vor allem den Besuch im IKEA selbst so ätzend finden, finde ich die Zusammenbauerei viel mühsamer. "Jetzt müemmer ja wieder es Wiili nöd in IKEA ga, oder?" fragte S.O. vorsichtig bei der Heimfahrt.
Nein. Müssen wir wohl nicht. Erst wenn uns irgendwann wieder die Servietten ausgehen.
*IKEAs Fantastisk Servietten. Wohnst du noch oder isst du schon?* |