Quantcast
Channel: Und schon wieder schreibt sie.
Viewing all articles
Browse latest Browse all 156

Jetzt schau dir das mal an: MARCO POLO

$
0
0


Heute werde ich einmal ein bisschen etwas über Marco Polo erzählen. Aber keine Angst, eine Geschichtsstunde wird das hier nicht. Mein erster Kontakt mit der Geschichte um Marco Polo fand nämlich auch nicht in der Schule statt. Nein, ich war krank und hatte ein "Lustiges Taschenbuch" geschenkt bekommen. Es sollte mich unterhalten, während ich das Bett hüten musste. Im Comic wurde die Geschichte von Marco Polo erzählt - natürlich etwas abgewandelt und mit den Entenhausener Charakteren. Gepackt hat die Erzählung einen jedoch nicht minder. Deshalb hat es mich nun viele Jahre später auch Wunder genommen, ob es mir bei einer Serie, bei der es um Marco Polo geht, genauso den Ärmel reinnimmt, wie damals beim Comic.


*********************************************************** MARCO POLO (Staffel 1) ******************************************************


Ich hatte ja erwähnt, dass mir der Vorspann bei Better Call Saul (und vielen anderen Serien) besonders gefällt, weil er so kurz ist. Und ein wenig schlampig gemacht ist er auch - wobei das als Stilmittel wohl bewusst eingesetzt wird. Bei Marco Polo ist das alles ein wenig anders. Bei diesem Vorspann (der rein künstlerisch sehr schön umgesetzt ist, ohne Frage) kann man getrost noch einmal in die Küche laufen, sich ein Butterbrot streichen, eine Flasche Wein öffnen (mit Korken), kurz noch auf's Klo gehen und seinen Instagram Account auf neue Likes checken, bis die eigentliche Folge anfängt. Für alle Anderen gibt es den >> Button auf der Fernbedienung.

Handlung
Marcos Vater und Onkel begeben sich von Venedig aus auf die Reise. Der junge Marco (Lorenzo Richelmy), der seinen Vater gerade erst kennengelernt hat (ein Abenteurer hat nicht gross Zeit um Windeln zu wechseln und Kinder zu betreuen) schleicht sich unerlaubterweise mit und wird vom erschrockenen Vater erst entdeckt, als das Schiff bereits auf hoher See ist. Die Reise geht also weiter und als die drei von Mongolen gefangen genommen werden, gelangen sie erstmals zum Kublai Khan (Benedict Wong). Da dieser eine gewisse Sympathie für Marco Polo hegt, erkennt Marcos Vater rasch, dass ihm dies als Vorteil dienen kann. Und so lässt der Vater seinen Sohn als Pfand beim Kublai Khan zurück, während er sich mit Polos Onkel wieder auf die Reise begibt. Toller Kerl. Hier setzt dann auch die Geschichte an, denn es wird von den jungen Jahren von Marco Polo berichtet, seinem Leben am Hof des Khan, den Leuten am Hof und selbstverständlich auch von Feinden (etwa Kanzler Sidao) und Intrigen (auch in den eigenen Kreisen).

Eindruck
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Handlung für mich persönlich etwas langsam in die Gänge gekommen ist. So bin ich auch zwei Mal bei der ersten Folge eingeschlafen. Gibt man der Serie jedoch eine Chance und beisst sich auch durch die nächsten zwei Folgen, kommt langsam mehr Substanz auf den Knochen. Die Kulissen sind imposant, die Charaktere interessant. Und immer, wenn man bereits das Gefühl bekommt, dass der Khan und Marco eigentlich langsam so etwas wie Freunde sind, kommt ganz bestimmt eine Intrige um's Eck und Marco wird als Verräter hingestellt.

Hier wird auch eine der grossen Schwächen einer solchen historisch angelehnten Geschichte deutlich. Denn der Zuschauer weiss genau: Der stirbt eh nicht. Egal, in welche Kämpfe er verwickelt wird oder wie lange er im Gefängnis hockt. Irgendwie muss er ja wieder da raus kommen. Nichts desto trotz kommt schon Spannung auf - einfach nicht so, wie man es zum Beispiel von Game of Thrones kennt. Ebenso irritierend fand ich zu Beginn, dass einige der Darsteller so hochgradig britisches "Downton Abbey"-Englisch sprechen (man achte z.B. auf Remy Hii), dass man für einen Moment wirklich Mühe hat, sich ins Mongolenreich hineinzudenken. In diesen Momenten hat die Serie etwas Theatralisches. Ein bisschen Akzent wären hier vielleicht gar nicht so verkehrt gewesen.


Die Folgen von der Mitte bis zum Schluss verfügen dann über eine Dynamik, bei der man am liebsten alle Folgen am Stück schauen möchte. Es wird sehr viel über die einzelnen Charaktere verraten, was bisher im Verborgenen lag. Für die weiblichen Zuschauer wurde wohl der Hauptdarsteller Richelmy als Eye-Candy gecastet (wobei nicht jederfrau's Sache), die Herren dürfen sich auf zahlreiche Haremsbilder und nackte Tänzerinnen zum Amüsement der Obrigkeiten freuen. Es wird auch gemetzelt, Körperteile werden abgehackt und Blut fliesst. Aber irgendwie in einem  ästhetischen Rahmen. Dazu tragen sicher auch die sehr schönen Kampfszenen bei (jene, bei denen wenige gegen wenige kämpfen, weniger die Szenen auf dem Schlachtfeld).

Es geht um die Dinge, die den Menschen schon immer getrieben haben: Ehre, Familie, Macht und Geld. Ach ja - die Liebe. Die geht ein bisschen zwischen all den Kriegsplänen zwischen dem Khan und seinen Feinden unter. Doch am Schluss schaffen es die Autoren dann schon noch, Marcos heimliche Flamme zur potentiellen Braut des Prinzen Jingim zu befördern - wehe, ein Polo fischt im falschen Teich.

Ohne zu viel zu verraten: der Cliffhanger am Ende der ersten Staffel macht ein Nichtweiterschauen fast unmöglich. Zu viele "loose ends", die noch bearbeitet werden müssen. Staffel 2 - ich freue mich. Und ich werde nach Möglichkeit nicht mehr so viel einschlafen.

Marco Polo erhält von 5 möglichen Punkten satte 2.75. Vielleicht bringt es die nächste Staffel ja auf 3.





Viewing all articles
Browse latest Browse all 156