Mein erstes Spin Off war Melrose Place. Schon damals wurde ich bei dieser Art der Serienlancierung das Gefühl nicht los, das Original wäre irgendwie schon besser gewesen. Später kam Private Practice und verbesserte den Eindruck ein wenig. Und dann kam Breaking Bad und sein Spin Off "Better call Saul". Und um diese Serie soll es heute gehen. Saul scheint in letzter Zeit ja ein beliebter Name für Serienfiguren zu sein. Immerhin unterscheiden sich Saul Berenson aus "Homeland" und der Anwalt Saul Goodman genug.
In der Serie wird quasi die Zeit vor Breaking Bad beleuchtet, die Zeit, wo Saul Goodman noch Jimmy McGill ist und noch wenig an den Anwalt von Walter White erinnert. Neben ihm tauchen bereits einige bekannte Gesichter aus Breaking Bad auf, wobei Bob Odenkirk ganz deutlich im Mittelpunkt steht. Und seine Aufgabe besser als erwartet erledigt. Ich bin mit einer gewissen Skepsis an die Serie herangetreten. Dies wegen meinen Erfahrungen mit Spin Offs und auch, weil Breaking Bad ziemlich riesige Fussstapfen hinterlassen hat. Wie gut erhebt "Better call Saul" nicht den Anspruch, unbedingt in diese treten zu wollen. Es scheint viel eher, als wolle sie mit etwas Rückenwind ihr ganz eigenes Ding durchziehen. Mit mehr Humor und Sarkasmus. Was mir spontan gefiel, waren die Titel der bisher erhältlichen Folgen, die mit ihrer Knappheit etwas Neckisches haben. Grossartig auch der jeweilige Einstieg, wo nach der Einblendung der Serienproduzenten die Musik bewusst schlampig einfach aufhört. Was einen zuerst irritiert, wirkt nach dem 3. Mal schauen wie ein bewusst eingesetztes Stilmittel. I like.
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Kannte man Saul Goodman aus Breaking Bad als bekannten, relativ erfolgreichen Anwalt mit eigener eingängiger TV-Werbung, so begegnet man ihm hier erst einmal als schüchternen Verlierertypen, der um jeden Dollar und jeden Klienten hart kämpfen muss. Bei seiner Arbeit trinkt er auffallend viel Kaffee. Und er scheint erst mit der Zeit zu realisieren, wie gut er die Menschen durch seine Reden zu beeinflussen vermag. Unvergessen bleibt die Szene in der Wüste, wo er sich vor "Mijo" um Kopf und Kragen redet (um sein und das Leben zweier Anderer zu retten). "Best Lawyer ever". Bald scheinen auch seine potentiellen Klienten zu merken, dass er genau der Typ Anwalt ist, den genau jene Leute anheuern, die etwas ausgefressen haben.
Seine tollpatschige aber doch liebenswerte Art kam in Breaking Bad nicht in diesem Masse rüber. Und obwohl die Serie eigentlich genau das hat, was ich nicht so gerne mag (zu wenige Folgen, die man sich jetzt schon nacheinander anschauen kann nämlich), bin ich auf die Entwicklung des Charakters hin zu Saul Goodman unterdessen sehr gespannt. Ausserdem hoffe ich, dass Abuelita und Mijo wieder auftauchen dürfen.
Better call Saul bekommt trotz der wenigen Folgen, die man bisher beurteilen kann, schon einmal 3 von 5 möglichen Punkten. Dies, weil die Serie in einem gemächlichen Tempo anläuft, aber unverkennbare Elemente einer ganz eigenen Idee besitzt, die nicht im Schatten des grossen Bruders Breaking Bad stehen möchte. Vielleicht rückt sie mit der Zeit auch weiter zu einer 4 auf.