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Channel: Und schon wieder schreibt sie.
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Ich bin ein Serien-Killer. Jetzt kann ich’s ja sagen.

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Nein, ich bin weiss Gott kein geduldiger Mensch. Das wird mir im Alltag oft schmerzlich bewusst,  wenn mein kleiner Anteil Geduld, der wohl default-mässig bei allen Menschen irgendwo integriert ist, nicht ausreicht – gerade im Zusammenhang mit den Lütten. Nummer 2 ist momentan wirklich eine Nummer für sich. Aber Nummer 1 ist bereits in einem praktischen Alter. Sie kann schon ordentlich bei Alltagsdingen mithelfen (wobei manchmal ist es eher ein „helfen“), man kann ihr Dinge erklären und sie tut wenigstens so, als habe sie sie verstanden, und vor allem: Nummer 1 ist schon bestechlich. Das ist grossartig. Vor allem auf Langstreckenflügen, Autoreisen oder im Alltag, wenn die eigene Geduld schon ziemlich auf Lowbat läuft.


Ein Tag im Job oder ein Tag mit den Lütten ist lässig aber fordernd. Und am Abend merkt man schon, dass man keine 20 mehr ist. Nicht nur nach dem Abschminkprozedere sondern vor allem am eigenen Energielevel. Also keine grossen Aktionen mehr nach 20:00 – bis auf einige Ausnahmen im Jahr – sondern die Füsse hoch und den Powerknopf oben rechts auf der Fernbedienung runter.

Wenn ich jetzt sagen müsste, wann ich das letzte Mal ferngesehen habe, müsste ich fast überlegen. Also „ferngesehen“ im Sinn von Kiste-an-und-das-Programm-durchzappen. Seit einigen Jahren begleiten mich Serien viel eher, als das „normale“ Programm. Denn: Time is precious und wenn man schon Zeit hat, dann möchte man diese nicht damit verschwenden, aus dem– zugegeben langsam qualitativ echt bedenklichen – Abendprogramm etwas Gescheites auszusuchen. Warum also nicht via DVD Box in eine Welt eintauchen, in der man under the Dome mit Barbie spielen kann? Wo man mitfiebern kann, wann King Joffrey auf dem iron throne wohl eins auf die Mütze bekommt? Eine Welt, in der man mit Jon Snow mitleidet, weil er nichts weiss, oder gemeinsam mit Ted Mosby hofft, dass er endlich die Mutter seiner Kinder findet? Eben. Deshalb gesellen sich mitunter Tina Fey, Alec Baldwin, Claire Danes, Johnny Galecki oder Brian Cranston ganz bequem zu mir ins Wohnzimmer, wenn ich die Hoheit über die Fernbedienung habe. Und all die jungen, hippen Schauspieler, deren Namen ich mir nie merken kann, und die man aber schon „irgendwo gesehen“ hat. Oft weiss man sie auch deshalb nicht, weil ihre Namen im Abspann laufen, wenn man ausnahmsweise (ähem) schon eingeschlafen ist.



Das Tolle an Serien und DVD Boxen ist ja auch, dass man so viele Folgen nacheinander schauen kann, bis einem die Ohren wackeln. So tönt es dann oft nach einer Folge neben mir: „Luegemer nomal eine?“ und ich kann mit Stolz sagen, dass es möglich ist, ein Wochenende lang in der Horizontalen zu bleiben und „24“ zu schauen, mit etwa 3-5 kurzen Aufstehpausen. Bevor man Kinder hat allerdings. Danach verschiebt sich das Zeitfenster für Serien in der Regel auf 12:00-14:00 oder die Zeit ab 20:00. Um 21:30 oder spätestens 22:00 fängt es dann aber an: Wie von einem Hypnotiseur angeordnet werden die Augenlider immmmer schwerer…zuerst registriert man noch, dass man müde ist und the next thing you know ist, dass man schon kurz einen Sekundenschlaf hingelegt hat. Man kämpft aber weiter – diese Folge geht noch! Also Augen wacker aufgesperrt und dem Inhalt der Serie gefolgt, bevor die Augenlider lannnnngsam wieder schwerer werden…Der Abend endet dann meist um 23:00, man hat da schon locker ein Stündchen Schlaf intus aber leider ½ der Serienfolge verpasst. Nun gibt es zwei Szenarien, wie es weiter geht. Liebe Frauen – i’m with you.
  
1.        1. Man fragt den jeweiligen Mitseher, wie die Folge ausgegangen ist. Ja, Mitseher in der männlichen Form. Denn weibliche Mitseherinnen, die Kinder haben, sind zu dieser Uhrzeit entweder zu Hause oder sie sind auch eingeschlafen und wissen auch nicht, wie die Folge ausgeht. Weibliche Mitseher, die keine Kinder haben, sind um diese Uhrzeit entweder zu Hause oder im Ausgang in einer coolen Bar und sind deshalb auch keine grosse Hilfe, wenn man die zweite der Hälfte der Serienfolge nacherzählt bekommen möchte. 

       2. Man schaut auf Serienjunkies (http://www.serienjunkies.ch/serien/) nach, wie die Folge ausgegangen ist.

Jetzt enthält Lösung Nummer 1 leider einen Bug. Denn offenbar reissen sich sämtliche männliche Personen, mit denen man Serien schauen kann, lieber einen Fussnagel aus, als die verpasste Hälfte einer Folge nachzuerzählen. Significant Other empfiehlt mir sicher mehrmals pro Woche Lösung 2 „jetzt gang halt go luege was s Internet dezue seit!“. Nun kann ich verstehen, dass Man(n) nicht gern über den Film diskutiert und ihn analysiert, während er läuft (aber toll ist es trotzdem!). Ein Kollege sagte da treffend dazu: „Weisch, das killt imfall die ganz Serie wenn’d immer alles muesch dure diskutiere!“ Na gut. Aber was in aller Welt ist bitte so schlimm daran, in 2-3 Sätzen die zweite Hälfte schnell zusammenzufassen? Liegt es daran, dass Jungs in der Volksschule schon so viele Zusammenfassungen über literarische Klassiker haben schreiben müssen, dass sie jetzt für immer genug davon haben? Wenn ja, vielen Dank auch, Schiller und Goethe. Ich wette die Besucherzahlen auf Serienjunkies und Wikipedia schnellen jeweils zwischen 23:00 und 23:30 fulminant hinauf, wenn alle meine Schwestern da draussen kurz nachschauen gehen, ob Don Draper nun fremdgegangen ist, ob Jack Bauer die Bombe entschärft hat und ob Amy nun endlich von Sheldon geküsst worden ist. Ihr seid nicht allein.


Pic: Dina Goldstein, Meme *homemade*

Müdigkeit aus dem Alltag, die kumuliert sich, und äussert sich natürlich nicht nur vor dem Fernseher. Jüngst kriegten Nummer 1 und Nummer 2 von der netten Dame in der Apotheke an der Kasse je einen Traubenzucker „dörfeds scho eine ha?“. Und ich auch „wänd Sie vilicht AU EINE?“. Gerade gestern auf der Heimfahrt im Auto (als Beifahrerin notabene) kam im Radio plötzlich „Sweet Harmony“ von The Beloved. Vor lauter Freude und müder Schusseligkeit hebelte ich im halbdunkeln eifrig am Temperaturregler herum und wunderte mich, warum Sweet Harmony nicht lauter aber es im Auto immer wärmer wurde. 

Ich wäre ja auch gern weniger müde.Aber man wird erstens nicht jünger, zweitens zollt ein voller Tagesplan seinen Tribut und drittens nenne ich ein extrem bequemes und schlafbegünstigendes Sofa mein Eigen. Tröstlicherweise habe ich jetzt auch von einigen männlichen Kollegen gehört, dass sie nicht selten den Abend schnarchend vor dem Fernseher abschliessen. Deshalb möchte ich hier gar keine Diskussion darüber lostreten, ob Männlein oder Weiblein im Alltag mehr leistet oder mehr am Hut hat. Ob Mann oder Frau, ob Single oder in einer Partnerschaft, ob zusammenlebend oder im Einzelhaushalt – jeder hat sein Rucksäcklein zu tragen.  Und manchmal ist dieser Rucksack eben so prall gefüllt, dass eine zweite oder dritte Serienfolge nicht einmal drin liegen würde, wenn einer mit der Pistole auf einen gerichtet daneben sitzen würde. 

Kürzlich fragte mich ein Bekannter, der von meinen beruflichen und privaten Tasks eine ungefähre Ahnung hat: „Wenn schlafed Sie eigentlich, Frau H.?“  Die Antwort darauf ist ganz einfach: Gern in der Nacht, wenn die Lütten brav dasselbe tun und das Sandmännchen gute Arbeit geleistet hat. Und sonst hole ich den Schlaf eben nach – spätestens während der zweiten Hälfte einer Serienfolge, irgendwann zwischen 21:30 und 22:00. Drum liebe Männer da draussen: Seid nicht so streng mit uns, wenn wir euch um Lösung 1 bitten. Wir versprechen auch, dass wir eure Zusammenfassung weder kommentieren, analysieren noch benoten werden. Flucht nicht über unsere Fragen, sondern geniesst die Ruhe, wenn wir in eurem Arm eingeschlafen sind.


*homemade*

Seid lieb zueinander, was Serien betrifft. Oder um es mit den Worten von The Beloved zu sagen: „Let’s come together, right now, oh yeah – in Sweet Harmony.“


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