Der aufmerksame Leser dieses Blogs hat natürlich festgestellt, dass gestern kein Review erschienen ist. Dies aus dem einfachen Grund, dass das beschriebene Hochzeitsfest sehr lange dauerte und der Sonntag nach der Heimkehr einfach nur so verflog. Die Zeit, die neben Haushalt, Kofferauspacken und nächste-Woche-planen noch übrig blieb, wurde den Lütten geschenkt :). Und um ebendiese geht es heute auch im Blogpost dieses schönen Montags.
Egal, ob man als Elternteil nun einer Arbeit nachgeht, oder sich zu Hause um die Kinder kümmert, irgendwann kommt er. Der Augenblick, an dem man das Kind einmal bei einer anderen Betreuungsperson lässt. Nun kann man grosses Glück haben, und das Kind hat zur Krippenperson, der Oma oder dem Opa oder der Nachbarin eine gute Bindung und das Loslösen von Mama und Papa verläuft tadellos und es rollen keine dicken Kindertränen. Es kann aber auch sein, dass das Kind sich mit Händen und Füssen sträubt, wenn es in die Arme einer Alternativperson gereicht wird, weil Papa mit dem Aktenköfferchen das Haus verlässt und die Mama bewaffnet mit Laptop und Kugelschreiber schnell auf dem Bus sollte, damit ihre Studenten dann nicht im leeren Hörsaal warten. Und auch wenn man Kinder zu Hause hat, die sich sehr gut mit einer Betreuungsperson abgeben, bis das Elternteil wieder das Familienpuzzle vervollständigt - es gibt immer wieder Tage, an denen man frühmorgens bereits ein schreiendes Kind an seinem Bein hängen hat, kurz bevor man die Haustür hinter sich zuschliesst (wichtig - denn einige Lütten rennen einem im Pyjama auf die Strasse hinterher...).
Nein, es ist nicht lustig. Es ist anstrengend. Einerseits körperlich, weil man schon ziemlich verknautscht und verschwitzt das Haus verlässt, wenn man zuvor noch 5min dem Kind die Notwendigkeit erklärt hat, weswegen man nun wirklich arbeiten gehen muss ("...Schätzli, wenn Mami und Papi jetzt nöd gönd go schaffe, denn hämmer bald kei Geld me und chönd kei Milch, kei Brot und kei Schoggi me chaufe!"). Aber schlimmer noch - es ist auch für die Seele ein Knacks. Klar schmeichelt es einem, wenn das Kind just bei Mama oder Papa sein will und einem wenigstens in diesem Moment niemand das Wasser reichen kann. Als einen beschwingten, gelungenen Tag in den Start kann man es aber auch nicht bezeichnen, wenn man in traurige, verheulte Kinderaugen guckt, bevor man sich ins Arbeitsleben stürzt. Das Herz hängt noch sicher mehrere Bus- oder Zugstationen (alternativ Autokilometer...) der Situation zu Hause nach. Manch eine Mutter (ich denke mal, dies ist ein Mutterphänomen...) hat denn auch schon in der Kita angerufen und gefragt, ob sich das Kind denn nach einer Weile hat beruhigen lassen - so ist es ja dann auch meistens. Hoch gelobt seien auch die proaktiven Nannies dieser Welt, die genau wissen, wie Frau und Mutter fühlt, und deshalb 10min nach dem weinerlichen Abschied ein MMS hinterherschicken, in dem der Nachwuchs bereits wieder breit grinsend am Frühstückstisch hockt und mit Marmelade Gesichter auf den Holztisch malt. Hallelujah.
*unknown creator* |
Es ist einfach ein verflixtes Gefühl, dieses schlechte Gewissen, welches einen überkommt, wenn man sein Kind alleine lassen muss - auch wenn man dies aus sehr guten Gründen tut. Manchmal geht dieses Gefühl dann auch so weit, dass Mann oder Frau sich überlegt, ob er/sie das Richtige tut: Wäre zu Hause zu bleiben vielleicht doch die bessere Wahl? Sind solche Abschiede gut für die Entwicklung eines Kindes? Kein Elternteil ist vor diesen Fragen sicher - ich behaupte, die Mütter noch weniger.
Welches Betreuungsmodell man nun auch immer wählt: Mit Abschieden müssen auch Kinder den Umgang früher oder später lernen. Die wichtigste Message dabei ist sicherlich die, dass Mama und Papa manchmal fort gehen (Job, Date...) aber auch immer wieder zu ihnen zurückkommen. Und wenn die Kinder während dieser Zeit in der Obhut einer lieben Aufsichtsperson sind, dann sollte der Abschied für beide Seiten immer besser werden, mit der Zeit. Denn es gibt nichts Motivierenderes, als an einem verregneten Montag in den frühen Arbeitstag zu starten, als wenn einem die Lütten wenigstens noch fröhlich zum Abschied winken. Ganz, als wollten sie damit sagen "Tschüüüss, Mama, wir dürfen hier bleiben und Spielen und du musst arbeiten, ääätsch!" - aber immerhin sind sie fröhlich dabei. Trotz aller Kindertränen, die in der Schweiz und überall auf der Welt frühmorgens zwischen 6:00 und 8:00 vergossen werden - das Gefühl, wenn man die Tür abends aufschliesst, und es springt ein Kind (oder mehrere) mit breitem Grinsen auf einen zu - unschlagbar.
Zwar hängt einem dann schon wieder ein Kind am Bein, aber es weint nicht. Sondern es freut sich, dass man wieder nach Hause gekommen ist.