Quantcast
Channel: Und schon wieder schreibt sie.
Viewing all articles
Browse latest Browse all 156

Montag für Anfänger. Wie war das mit dem falschen Fuss…?

$
0
0
Der Wecker klingelt, und du denkst, das kann nicht sein, es ist doch noch viel zu dunkel draussen. Doch dann erinnerst du dich daran, dass gestern ja die Zeitumstellung war und man dir wieder einmal eine wertvolle Stunde Lebenszeit gestohlen hat (ja ja wir kriegen sie zurück, blablablablubb). Du denkst dir, was soll's, aufstehen musst du sowieso, und bewegst dich langsam aber sicher ins Badezimmer. Während sich dein Gesicht mit jedem Griff in die MakeUp Tasche mehr in ein menschliches verwandelt, überlegst du bereits, was denn heute für Wetter werden wird. Hatten sie nicht etwas von 20 Grad gesagt? Und Sonne? Im Geiste machst du einen kleinen Freudensprung (natürlich leise. Die Lütten schlafen noch.) denn das würde ja bedeuten, dass du deine neuen Pumps einlaufen kannst. Es müssen speziell gute Bedingungen herrschen, um neue Schuhe einzulaufen (gutes Wetter, kein spezieller Tag, keine grossen Wandertouren in der Stadt…) und voilà, es scheint fast so, als könnte heute einer dieser Tage sein. Beschwingt von der Aussicht, in Kürze mit neuen Pumps durch die Gegend zu schlendern, springst du in deine Kleider, schnappst dir deine Handtasche und die kleine Büropflanze, die du dir extra für's Büro gekauft hast, und verlässt mit den neuen Schuhen das Haus. 

*homemade*

Gerade einmal 50 Meter weiter hüpft eine kleine, schwarze Katze aus dem Nachbargarten auf die Strasse und läuft vor dir vorbei. Hach, aber zum Glück bist du ja nicht abergläubisch. Du bist ein wenig spät dran und deshalb beschleunigst du deinen Gang. Gleichzeitig pulst du deine Kopfhörer und dein iphone aus der Handtasche, um etwas Musik zu hören. Da merkst du auf halbem Weg zur Busstation, dass dein linker Fuss beständig aus dem linken Schuh hüpft, wahlweise fällt. Was zur…! Aber du bist clever. Schnell in alle Richtungen geschaut, ob keiner guckt, und die kurzen Nylonsocken ausgezogen, dann rutscht man ja weniger im Schuh. Es hilft keinen Deut. Du humpelst noch 20 Meter weiter bis du einsiehst, nein, so geht das nicht. Im Geiste überlegst du dir schon, welche Schuhgeschäfte zwischen hier und deinem Arbeitsort liegen, verwirfst den Plan und machst auf dem (neuen!) Absatz kehrt. Während du nach Hause humpelst, haben sich ein paar neugierige Nachbarn bereits zum Gähnen auf ihren Balkon begeben und schauen dir amüsiert zu, wie du wie ein angeschossenes Reh in Richtung Haustür wackelst und dabei konstant dem Impuls widerstehst, die verd**** Pumps auszuziehen und barfuss hineinzurennen. Du schliesst die Tür auf und Nummer 1 raunt skeptisch "...na du warst aber kurz arbeiten, Mama!"

Du überlegst, wann der nächste Bus fährt und dann kommt dir DIE Idee. Mit dem Autoschlüssel bewaffnet und ganz wichtig - anderen Schuhen - gehst du in Richtung Garage und als du dich ins Auto setzt, weisst du genau: mit dem Auto an den Bahnhof zu fahren, um den Zug noch zu erwischen, das ist mit Sicherheit eine grandiose Idee. Eine grandios schlechte Idee. Du gibst Gas und bist ein wenig nervös, ob es zu dieser Uhrzeit wohl noch einen Parkplatz am Bahnhof hat. Ob das Kleingeld wohl noch reicht? An der Bahnschranke wartend überprüfst du hastig die Münzen in deiner Brieftasche und stellst fest - es reicht knapp. Hinter dir hupt es schon halb, als du mit halb angezogener Handbremse weiter zum Parkplatz fährst. Die Kurve dorthin nimmst du mit so viel Schwung, dass die Büropflanze vornüber unter den Beifahrersitz kullert. Egal. Du blickst auf die Parkplätze. Alles voll. Nein Moment - eine Parklücke winkt dir voller Freude entgegen. Dort würdest du locker reinpassen, wärst du ein Fiat Punto oder ein Mini. Du bist beides nicht, aber in Eile und du hast heute nichts mehr zu verlieren. Also zwängst du dich in die Parklücke, nimmst eilig alle deine sieben Taschen und gehst  - ehrlich wie du bist - zum Parkomaten, Geld einschmeissen. Natürlich hast du dir deine Parkplatznummer nicht gemerkt, du humpelst das Minimum an Schritten zurück, und versuchst zu erahnen, was wohl deine Parkplatznummer genau war. Anschliessend tippst du die Zahl in den Parkomaten, wirfst dein letztes Kleingeld hinein und drückst hastig auf den grünen Knopf, der den Parkschein auslöst. Aber NEIN! 50 Rappen zu wenig reingeworfen - dein Auto darf nun 5h auf dem Parkfeld stehen, statt 1 Tag! Weil du so eine ehrliche Haut bist, kniest du dich auf den kalten Boden über deine Handtasche und wühlst wie ein Maulwurf nach Münzen. Da - ein 2 Fränkler! Du freust dich, und lässt vor lauter Freude den 2 Fränkler aus der Tasche fallen, welcher 3m weiter fast unter ein geparktes Auto kullert. Du fluchst, kriechst ihm hinterher und murmelst etwas wie "you gotta be kidding me?!". Nachdem du erneut einen Parkschein herausgelassen hast, merkst du, dass du nun 7.50CHF für ein 4CHF Ticket bezahlt hast.



Jetzt Kaffee. Du eilst zur netten Kioskverkäuferin, die dich bereits aus der Ferne erkennt und deinen Latte Macchiato bereits zubereitet, als du den Kaufwunsch aussprichst. Vielleicht ist die Welt doch gut. Deine Kaffeestempfelkarte ist verschwunden, wahrscheinlich ist sie dir während der Münzwühlerei auf dem Parkplatz abhanden gekommen.Damn it. Du nimmst deinen Latte und setzt dich auf die Bank, wartest auf den Zug. Noch etwas Musik hören, wäre vielleicht nicht schlecht. Nett, wie die Leute immer zu dir rüber schauen, und schmunzeln. Die sind wohl mit dem richtigen Fuss aufgestanden, denkst du. Ein junger, gar nicht unhübscher Herr geht schmunzelnd an dir vorbei und du fühlst dich schon fast geschmeichelt, als du merkst, dass dein Kopfhörer nicht ganz im iphone versenkt ist. Ein kalter Schauer fährt dir den Rücken herunter, als du merkst, dass du Monster Magnet hörst, und der Bahnhof gleich mit. 

Du weisst, jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden. Jetzt geht es bergauf. Du nimmst einen Schluck Kaffee. Alles wird gut.







Viewing all articles
Browse latest Browse all 156