Ja, jetzt ist es halt wieder so weit. In den Geschäften hängen seit Wochen schon Tafeln, die den 14.2. ankündigen. Blumenhändler, Juweliere und Chocolatiers machen an just diesem Tag Rekordumsätze und dennoch schimpft die ganze Welt über ihn: Den Valentinstag. Ich gehörte bis anhin auch zu diesen Schimpfern. Aber dieses Jahr mache ich es anders. Ich verteidige den Valentinstag. Warum das so ist, erkläre ich gerne.
1. In Finnland ist Valentinstag kein exklusiver Tag für Verliebte. Sondern es ist eine Art "Freundschaftstag", an dem man lieben Menschen, die man gerne mag, auch einmal ganz deutlich zeigt oder sagt, dass das so ist. Ich persönlich denke ja, dass diese Art der Wertschätzung von der Alltagshektik nicht selten einfach aufgefressen wird. Man nimmt Freundschaften und Partnerschaften und auch familiäre Bande als viel zu selbstverständlich wahr, weil es "halt eben so ist" und "immer schon so war". In Tat und Wahrheit aber braucht jede Beziehung Pflege. Und nette Worte sind eine schöne Form davon, ebenso kleine Geschenke, wenn man diese mit einbauen möchte. Welches Ausmass die materiellen Freuden haben sollen, darf und soll jeder selbst entscheiden, das kommt auf die Einstellung und auf das Portemonnaie drauf an. Aber wer selbst keine Freunde an kleinen Aufmerksamkeiten hat - ab und an - der werfe bitte den ersten Stein.
2. Im Alltag wird das Hirn gerne einmal zum Sieb. Geburtstage und Jubiläen gehen gerne auch einmal in der Hektik und im Trott vergessen. Besonders den lieben Trägern eines Ypsilon-Chromosoms wird nachgesagt, dass sie deshalb gerne an Daten wie dem 1.1.2011 oder dem 8.8.2008 oder dergleichen heiraten, damit sie sich das Datum gut merken können. Ich möchte ja wissen, wie oft unsere lieben und geschätzten Herren der Schöpfung in die Lage geraten, dass ihre Liebste ihnen Dinge sagt, wie: "Schatz, ich habe für morgen etwas gaaaanz Besonderes vor - freust du dich schon?!" und ihnen im Geiste dann Sätze wie diese erscheinen: "Mist, einen wichtigen Jubiläumstag vergessen. Ob sie schon merkt, dass ich es nicht weiss? Lächeln, alter Junge. Lächeln. Und bloss nicht schwitzen. Sie merkt das! Was könnte es sein? Meint sie ihren Geburtstag? Nein, der war doch erst gerade. Oder vielleicht unseren Jahrestag? Verdammt, sie macht bereits ein besorgtes Gesicht...jetzt bloss nichts Falsches sagen. Vielleicht sollte ich erst einmal einen Hustenanfall vortäuschen. Super Idee! So gewinne ich sicher 2 Minuten...". Ich bin grosser Fan von Männern mit Hirn. Und Männern, die sich Jubiläen merken können, und da ist es mir Hemd wie Hose ob sie sich diese mit Hilfe der Erinnerungsfunktion im Smartphone merken oder ihr Gedächtnis auf altmodische Art trainieren und sich damit gleichzeitig gegen Alzheimer und dergleichen wappnen. GEWISSE DATEN SIND WICHTIG. So. Und das ist genau der Grund, weshalb ich den Valentinstag gar nicht so übel finde. Natürlich ist es schöner, mitten im Jahr mit einem Blumenstauss oder einer Schachtel Pralinen (aus dem Läderach, wenn's möglich ist, merci!) überrascht zu werden. Aber wann erinnert die ganze Konsumindustrie die Männer der Schöpfung bereits viele Wochen vor dem 14.2. daran, ihrer liebsten etwas Gutes zu tun? Wann bitte nimmt uns diese Aufgabe jemand ab? Sonst? Eben. Warum also über etwas schimpfen, was im Endeffekt dazu führen soll, dass sich Menschen gegenseitig etwas Gutes tun? Egal an welchem Tag. Aber es gibt bestimmt Menschen, bei denen bleibt es beim 14.2. pro Jahr. Wir nehmen, was wir kriegen können.
3. Last but not least denke ich halt auch, dass all jene, die so vehement gegen den Valentinstag sind, wohl irgendwann so richtig enttäuscht worden sind, was ihre Valentinserwartungen angeht. Ich wette um 10 Läderach Pralinées dass JEDER einzelne da draussen sich insgeheim wünscht, einen Valentinsschatz zu haben oder mindestens einen Menschen, dem er oder sie am 14.2. (und hoffentlich an den anderen 364 Tagen im Jahr) etwas bedeutet.
Deshalb liebe Damen und Herren, Eltern und Nichteltern, Singles, Mingles und was es sonst noch so gibt. Verteufelt keinen Tag, nur weil die Wirtschaft an diesem Tag vielleicht etwas mehr verdient, auf Kosten derer, die sich mögen. Sondern macht aus Freitag dem 14.2. das beste, was man daraus machen kann. Beschenkt eure Lieben, oder verbringt Zeit mit ihnen. Und wenn grad niemand da ist, dann beschenkt euch einfach selbst. Ob nun mit Schokolade, mit Blumen und einem Glitzergeschenk oder etwas ganz anderem. Die Leute bei L'Oréal würden sagen, dass wir es uns Wert sind.
Der Valentinstag kann nichts für das, was aus ihm gemacht worden ist. Und wir haben selbst die Fäden in der Hand, was wir daraus machen.
Der Valentinstag kann nichts für das, was aus ihm gemacht worden ist. Und wir haben selbst die Fäden in der Hand, was wir daraus machen.