Ich erinnere mich noch, dass wir im Kindergarten ziemlich viele Weihnachtslieder gesungen haben. Eines davon war natürlich "Stille Nacht". Und da heisst es ja: "Stille Nacht, heilige Nacht, Gottes Sohn oh wie lacht...". An dieser Stelle runzelte ich bestimmt immer die Stirn, denn ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich nur Bahnhof verstand. Wer war dieser Ovi, und warum genau lachte er? Erschwerend kam noch dazu, dass "ovi" auf Finnisch "Tür" bedeutet und in der Schweiz (dank Ovomaltine) auch noch ein Heissgetränk ist.
Es blieb nicht bei dem einen Verhörer, viele weitere sollten folgen. Es gab zum Beispiel einmal eine Werbung, da wurde ein Arzneimittel mit Ginseng drin gezeigt. Als Vorschulkind hatte ich weder eine Ahnung von Ginseng und erst recht nicht vom Lesen. Und so verstand ich jedesmal, wenn diese Werbung lief "Teig im Sinn".
Als dann Knight Rider und David Hasselhoff gross in Mode waren, waren meine Englischkenntnisse leider noch ziemlich rudimentär, was dann auch dazu führte, dass ich munter mit der halben Klasse "Haaaappy looking for freeeedom!" sang, wenn der damalige Hit aus den Boxen des Primarschulzimmerradios ertönte.
Früher gab es ja im Kindergarten und der Primarschule ein witziges Spiel, das ging ein bisschen in diese Falsch-Versteh-Richtung. Alle Kinder sassen im Kreis. Und ein Kind durfte ein Wort auswählen und es dann dem Sitznachbar ins Ohr flüstern, welcher es dann seinem Sitznachbarn ins Ohr flüsterte und so weiter und so fort. Am Ende wurde geschaut, wie das Ursprungswort beim letzten Kind im Kreis ankam - meist ziemlich verändert! Da wurde aus einem "Pausenbrot" schnell einmal ein "Hausboot" oder aus einem "Fensterglas" wurde "Gespenstergas". Es gibt ein schönes Beispiel davon, wie sich so kleine Missverständnisse aufsummieren können, wenn Leute zueinander sprechen, und zwar in "Otto, der Liebesfilm". Da wird aus der falschen Parole "Das Rohr neigt zum Biegen"über viele Ecken ("Ein Tor reicht zum Siegen." - "Die Moorleichen fliegen") am Schluss "Die glorreichen Sieben."
Jetzt ist es ja so, dass im zwischenmenschlichen Bereich die Kommunikation nicht immer ganz einfach von statten geht. Es kann sein, dass man eine Person rein akustisch nicht versteht, weil er/ sie nuschelt. Oder zu leise spricht. Oder man kann eine Sprache nicht und versteht sein Gegenüber deshalb nicht. Oder aber man hört jemandem schlicht und einfach nicht richtig zu, weil man keine Lust hat oder grad im Stress ist. Aber manchmal auch ganz ohne Absicht. In einer Familie gibt es einen ganzen Pulk an Missverständnismaterial. Die Kinder hören einem phasenweise überhaupt gar nicht zu, und man muss gefühlte 89 Mal alles wiederholen, in der Hoffnung, es komme doch noch etwas zwischen den Ohren an. "Warum wirsch denn du immer so luut?" heisst es dann. "Ja will mir liisliger niemert me zuelost da inne!" Aber auch in der Partnerschaft ist richtiges Zuhören manchmal wirklich schwieriger als man denken könnte. Da sind all diese unterschwelligen Botschaften, die man zwischen den Zeilen herausfiltern sollte. Manchmal klappt es, manchmal eben weniger. Last but not least sind da auch noch die Sprechversuche der Kleinkinder, die ganz oft zu Frust und Missverständnissen führen, weil die grossen Leute einfach nicht begreifen, was das Kind möchte, wenn es mit hochrotem Kopf "Da daaa!" oder "Uttiii" brüllt (heisst bei uns wahlweise "Socke", "Joghurt" oder "Tutti", also Schnuller).
Aber: Wenn wir etwas falsch oder zumindest nicht richtig verstehen, kann das auch unheimlich lustig sein. Nummer 1 singt momentan in einer ziemlichen Lautstärke "Alle meine Entchen" und den Teil am Schluss singt sie so: "...Chöpfli tönds is Wassseeer, Schwänzli händs id Thööööö". Dabei ist sie felsenfest überzeugt, dass Thö ein Wort ist. Und auch davon, dass ein anderes Lied "Ringel ringel Reise" heisst. Rede ihr das mal einer aus. Solche Beispiele begegnen uns überall im Alltag und bescheren uns ein paar extra Schmunzler. Aber es gibt offenbar sogar Leute, die haben ganze Bücher über missverstandene Liedertexte geschrieben, seriously. Dabei wird streng unterschieden zwischen unabsichtlichen "Verhörern" und den mitunter auch absichtlich gesuchten "Misheard Lyrics". Aha.
Das beste und wohl bekanntestes Beispiel für missverstandene Liedertexte (Verhörer) ist wohl Agathe Bauer. Wer die Geschichte dahinter nicht kennt, findet sie hier nun kurz erklärt. Es wird gemunkelt, dass ein Wunschanruf (Wunschkonzert im Radio, wir erinnern uns) bei einem deutschen Radiosender einging, vor Jahren schon. Und die Anruferin am Ende des Apparates hat offenbar gesagt: "Ich wünsche mir das Agathe Bauer Lied" worauf der verdutzte Radiomoderator erst kurz nachdenken musste und sich danach vor Lachen wohl kaum mehr eingekriegt hat. Der gewünschte Song war nämlich von "Snap" und heisst "The Power" und im Refrain singt die Sängerin "I've got the power", was Agathe Bauer bei mehrmaligem Hinhören ziemlich nahe kommt.
Es gibt eine Tonne solcher Verhörer ABER eben auch Misheard Lyrics. Immer wenn ich grade ein moralisches Tief habe, dann gehe ich mal kurz ins Internet und höre mir Agathe Bauer Lieder an. Und ja. Man MUSS sich ein bisschen darauf einlassen, und jetzt nicht mit supergespitzten Ohren vor dem Abspielgerät sitzen. Sonst wirds nicht lustig. Zu meinen absoluten Top 10 Verhörern/ Misheard Lyrics gehören diese hier - aber dass mir dann hinterher keine Beschwerden kommen! Denn einmal falsch im Ohr, kriegt man den "falschen" Text fast nicht wieder heraus...
1.) Cutting Crew: "I just died in your arms tonight"
Gehört: "...du musst besoffen bestelln..."
Original: "...it must have been something you said..."
2.) REM "Losing my religion"
Gehört: "...that's pee in the corner. That's pee in the spotlight..."
Original: "...that's me in the corner. That's me in the spotlight..."
3.) The Mamas and the Papas "California Dreaming"
Gehört: "Anneliese Braun..."
Original: "All the leaves are brown..."
4.) Michael Jackson "Dirty Diana"
Gehört: "...da geht der Gärtner"
Original: "Dirty Diana"
5.) Ismael Yk “Git Hadi Git”
Gehört: "Keks alter Keks, ist der mit Ohrsand?"
Original: ganz bestimmt etwas ganz anderes!
6.) Cindy Lauper "Girls just wanna have fun"
Gehört: "Da vorn links!"
Original: "The phone rings..."
7.) Celine Dion "My heart will go on"
Gehört: "...I believe that the hotdogs go on"
Original: "I believe that the heart does go on"
8.) Ini Kamoze "Here comes the Hotstepper"
Gehört: "Ich komm nicht ans Teefach"
Original "Here comes the hotstepper"
9.) The Cranberries "Zombie"
Gehört: "Zahweh!"
Original: "Zombie!"
Und natürlich the one and only - Wishmaster. Der King unter den Misheard Lyrics.
10.) Nightwish "Wishmaster"
Gehört: "Hamter - a dentist. Hard porn, Steven Seagull"
Original: "Master, apprentice, heartborn Syvan Seeker..."
Wer nicht genug von dem Zeug kriegen kann, ist hier auch bestens bedient, mit einer Art Best Of Zusammenfassung, wo es unter anderem heisst: "Hit me with your pet shark ;) I've left some brains down in Africa. She's an easy Lama. It's not fair, to deny me, for the cross-eyed bear that you gave to me."
Aber das Peinlichste zum Schluss. Das aller aller allertragischste ist nämlich, dass ich beim Schreiben dieses Misheard Lyrics - Blogbeitrages SELBST auf einen jahrelang bis heute falsch verstandenen Verhörer gestossen bin. Und zwar beim Brian Adams'"Summer of 69". Es hiess, dass ein Hörer da mitten im Song etwas auf deutsch gehört habe, was ich allerdings nicht so richtig raushören konnte. Aus lauter Neugierde dachte ich mir dann aber "ja komm, schau dir doch mal den Originaltext an!". Und ähem ja. Da heisst es ja im allerersten Satz "I got my first real six string". Und ich hab mich noch all die Jahre gewundert, weshalb Brian Adams da so öffentlich und unzensiert von seinem "first real sex dream" singen darf, wo doch diverse Rapper, die grossartige Pink und Mr. Robbie Williams andauernd wegen irgendwas *Piep*-zensiert werden im Radio! Obwohl, mit dem Jahrgang 1959 - hätte ja sein können, mit dem Traum. Menno.
Vielleicht hör ich beim nächsten Mal einfach noch ein bisschen besser hin. Vielleicht aber auch nicht ;).
Bild: Wikpedia (Ovomaltine). Mit Ovi verstaasches nöd besser. Aber verstaasches länger falsch." |
Es blieb nicht bei dem einen Verhörer, viele weitere sollten folgen. Es gab zum Beispiel einmal eine Werbung, da wurde ein Arzneimittel mit Ginseng drin gezeigt. Als Vorschulkind hatte ich weder eine Ahnung von Ginseng und erst recht nicht vom Lesen. Und so verstand ich jedesmal, wenn diese Werbung lief "Teig im Sinn".
*Bild: Dr. Poehlmann. Von Teig weit und breit keine Spur.* |
Als dann Knight Rider und David Hasselhoff gross in Mode waren, waren meine Englischkenntnisse leider noch ziemlich rudimentär, was dann auch dazu führte, dass ich munter mit der halben Klasse "Haaaappy looking for freeeedom!" sang, wenn der damalige Hit aus den Boxen des Primarschulzimmerradios ertönte.
Früher gab es ja im Kindergarten und der Primarschule ein witziges Spiel, das ging ein bisschen in diese Falsch-Versteh-Richtung. Alle Kinder sassen im Kreis. Und ein Kind durfte ein Wort auswählen und es dann dem Sitznachbar ins Ohr flüstern, welcher es dann seinem Sitznachbarn ins Ohr flüsterte und so weiter und so fort. Am Ende wurde geschaut, wie das Ursprungswort beim letzten Kind im Kreis ankam - meist ziemlich verändert! Da wurde aus einem "Pausenbrot" schnell einmal ein "Hausboot" oder aus einem "Fensterglas" wurde "Gespenstergas". Es gibt ein schönes Beispiel davon, wie sich so kleine Missverständnisse aufsummieren können, wenn Leute zueinander sprechen, und zwar in "Otto, der Liebesfilm". Da wird aus der falschen Parole "Das Rohr neigt zum Biegen"über viele Ecken ("Ein Tor reicht zum Siegen." - "Die Moorleichen fliegen") am Schluss "Die glorreichen Sieben."
Jetzt ist es ja so, dass im zwischenmenschlichen Bereich die Kommunikation nicht immer ganz einfach von statten geht. Es kann sein, dass man eine Person rein akustisch nicht versteht, weil er/ sie nuschelt. Oder zu leise spricht. Oder man kann eine Sprache nicht und versteht sein Gegenüber deshalb nicht. Oder aber man hört jemandem schlicht und einfach nicht richtig zu, weil man keine Lust hat oder grad im Stress ist. Aber manchmal auch ganz ohne Absicht. In einer Familie gibt es einen ganzen Pulk an Missverständnismaterial. Die Kinder hören einem phasenweise überhaupt gar nicht zu, und man muss gefühlte 89 Mal alles wiederholen, in der Hoffnung, es komme doch noch etwas zwischen den Ohren an. "Warum wirsch denn du immer so luut?" heisst es dann. "Ja will mir liisliger niemert me zuelost da inne!" Aber auch in der Partnerschaft ist richtiges Zuhören manchmal wirklich schwieriger als man denken könnte. Da sind all diese unterschwelligen Botschaften, die man zwischen den Zeilen herausfiltern sollte. Manchmal klappt es, manchmal eben weniger. Last but not least sind da auch noch die Sprechversuche der Kleinkinder, die ganz oft zu Frust und Missverständnissen führen, weil die grossen Leute einfach nicht begreifen, was das Kind möchte, wenn es mit hochrotem Kopf "Da daaa!" oder "Uttiii" brüllt (heisst bei uns wahlweise "Socke", "Joghurt" oder "Tutti", also Schnuller).
Aber: Wenn wir etwas falsch oder zumindest nicht richtig verstehen, kann das auch unheimlich lustig sein. Nummer 1 singt momentan in einer ziemlichen Lautstärke "Alle meine Entchen" und den Teil am Schluss singt sie so: "...Chöpfli tönds is Wassseeer, Schwänzli händs id Thööööö". Dabei ist sie felsenfest überzeugt, dass Thö ein Wort ist. Und auch davon, dass ein anderes Lied "Ringel ringel Reise" heisst. Rede ihr das mal einer aus. Solche Beispiele begegnen uns überall im Alltag und bescheren uns ein paar extra Schmunzler. Aber es gibt offenbar sogar Leute, die haben ganze Bücher über missverstandene Liedertexte geschrieben, seriously. Dabei wird streng unterschieden zwischen unabsichtlichen "Verhörern" und den mitunter auch absichtlich gesuchten "Misheard Lyrics". Aha.
Das beste und wohl bekanntestes Beispiel für missverstandene Liedertexte (Verhörer) ist wohl Agathe Bauer. Wer die Geschichte dahinter nicht kennt, findet sie hier nun kurz erklärt. Es wird gemunkelt, dass ein Wunschanruf (Wunschkonzert im Radio, wir erinnern uns) bei einem deutschen Radiosender einging, vor Jahren schon. Und die Anruferin am Ende des Apparates hat offenbar gesagt: "Ich wünsche mir das Agathe Bauer Lied" worauf der verdutzte Radiomoderator erst kurz nachdenken musste und sich danach vor Lachen wohl kaum mehr eingekriegt hat. Der gewünschte Song war nämlich von "Snap" und heisst "The Power" und im Refrain singt die Sängerin "I've got the power", was Agathe Bauer bei mehrmaligem Hinhören ziemlich nahe kommt.
*made with rottenecards* |
Es gibt eine Tonne solcher Verhörer ABER eben auch Misheard Lyrics. Immer wenn ich grade ein moralisches Tief habe, dann gehe ich mal kurz ins Internet und höre mir Agathe Bauer Lieder an. Und ja. Man MUSS sich ein bisschen darauf einlassen, und jetzt nicht mit supergespitzten Ohren vor dem Abspielgerät sitzen. Sonst wirds nicht lustig. Zu meinen absoluten Top 10 Verhörern/ Misheard Lyrics gehören diese hier - aber dass mir dann hinterher keine Beschwerden kommen! Denn einmal falsch im Ohr, kriegt man den "falschen" Text fast nicht wieder heraus...
1.) Cutting Crew: "I just died in your arms tonight"
Gehört: "...du musst besoffen bestelln..."
Original: "...it must have been something you said..."
2.) REM "Losing my religion"
Gehört: "...that's pee in the corner. That's pee in the spotlight..."
Original: "...that's me in the corner. That's me in the spotlight..."
3.) The Mamas and the Papas "California Dreaming"
Gehört: "Anneliese Braun..."
Original: "All the leaves are brown..."
4.) Michael Jackson "Dirty Diana"
Gehört: "...da geht der Gärtner"
Original: "Dirty Diana"
5.) Ismael Yk “Git Hadi Git”
Gehört: "Keks alter Keks, ist der mit Ohrsand?"
Original: ganz bestimmt etwas ganz anderes!
6.) Cindy Lauper "Girls just wanna have fun"
Gehört: "Da vorn links!"
Original: "The phone rings..."
7.) Celine Dion "My heart will go on"
Gehört: "...I believe that the hotdogs go on"
Original: "I believe that the heart does go on"
8.) Ini Kamoze "Here comes the Hotstepper"
Gehört: "Ich komm nicht ans Teefach"
Original "Here comes the hotstepper"
9.) The Cranberries "Zombie"
Gehört: "Zahweh!"
Original: "Zombie!"
Und natürlich the one and only - Wishmaster. Der King unter den Misheard Lyrics.
10.) Nightwish "Wishmaster"
Gehört: "Hamter - a dentist. Hard porn, Steven Seagull"
Original: "Master, apprentice, heartborn Syvan Seeker..."
Wer nicht genug von dem Zeug kriegen kann, ist hier auch bestens bedient, mit einer Art Best Of Zusammenfassung, wo es unter anderem heisst: "Hit me with your pet shark ;) I've left some brains down in Africa. She's an easy Lama. It's not fair, to deny me, for the cross-eyed bear that you gave to me."
Aber das Peinlichste zum Schluss. Das aller aller allertragischste ist nämlich, dass ich beim Schreiben dieses Misheard Lyrics - Blogbeitrages SELBST auf einen jahrelang bis heute falsch verstandenen Verhörer gestossen bin. Und zwar beim Brian Adams'"Summer of 69". Es hiess, dass ein Hörer da mitten im Song etwas auf deutsch gehört habe, was ich allerdings nicht so richtig raushören konnte. Aus lauter Neugierde dachte ich mir dann aber "ja komm, schau dir doch mal den Originaltext an!". Und ähem ja. Da heisst es ja im allerersten Satz "I got my first real six string". Und ich hab mich noch all die Jahre gewundert, weshalb Brian Adams da so öffentlich und unzensiert von seinem "first real sex dream" singen darf, wo doch diverse Rapper, die grossartige Pink und Mr. Robbie Williams andauernd wegen irgendwas *Piep*-zensiert werden im Radio! Obwohl, mit dem Jahrgang 1959 - hätte ja sein können, mit dem Traum. Menno.
*made with rottenecards. Schämer of 2013* |
Vielleicht hör ich beim nächsten Mal einfach noch ein bisschen besser hin. Vielleicht aber auch nicht ;).