Wie ich bereits erwähnt hatte, wohnen zwei kleine Töchter mit mir und Significant Other (S.O. in der Folge) unter einem Dach. Von Bekannten aber auch im beruflichen Kontext kommt seit der Geburt von Nummer 1 immer wieder die Frage, "wie machsch du das eigentlich alles". Lustigerweise hatten anno 2007 meine erste Blogpartnerin und ich die selbe Diskussion laufen. Es ging dabei um Akademikerinnen, die Kinder und Job managen und dabei noch versuchen, ein Stückchen Privatleben und Hobbies von früher im "neuen" Leben mit Kind zu behalten.
Tatsächlich wirkt es von aussen oft sehr leicht, wie die Frauen von heute mit ihrem Teilzeitpensum sowohl Familie als auch Job schaukeln. In der gesellschaftlichen Diskussion wird ja immer wieder die Frage aufgeworfen: Kann man alles haben? Kommt bei Kindern, Karriere, Partnerschaftspflege (!) und persönlichen Interessen nicht irgendetwas unter die Räder?
Darauf kann eigentlich jedes Elternteil, ob nun Mama oder Papa eine klare Antwort geben. Aber SELBSTVERSTÄNDLICH gerät das Leben aus dem Gleichgewicht. Und zwar im Job (Pensum wird geändert, täglich der Blick auf das Handy, ob die Kita oder die Grosseltern angerufen haben, der Nachwuchs habe Fieber oder einen Legostein in der Backe) , in der Partnerschaft (seriously - dieser Schlafmangel zu Beginn...die Evolution hat sich damit wirklich ins eigene Bein geschossen. Glücklich sind jene Paare, bei denen beide des Nachts aufstehen bzw. sich dabei abwechseln, das um 3:00 wache Kind zum Schlafen zu überreden) und selbstverständlich auch bei den persönlichen Interessen. Oft werden Hobbies überdacht, mit dem Rhythmus des Nachwuchses in Einklang gebracht oder auf später verschoben, wenn die lieben kleinen selbständiger geworden sind. Spontan nach der Arbeit eins trinken gehen? Die meisten Eltern machen da nur grosse Augen. "Spontanität" geht für eine Weile flöten und man freut sich wie auf Weihnachten, wenn ein 2-4 Wochen zuvor geplantes Treffen mit alten Freunden dann WIRKLICH und wahrhaftig zu Stande kommt.
Dies trägt dazu bei, dass man die kleinen Dinge des Alltags noch mehr schätzt, als in der Zeit, als man noch alles tun konnte, wann man es wollte. Ich zum Beispiel bin schon so weit, dass ich die Zeit, wo ich im Postauto und Zug zur Arbeit sitze, als "meine Zeit" betrachte. Egal, ob ich bereits E-Mails mit medienpädagogischem Inhalt schreibe oder ganz einfach durch lustige Meme Datenbanken surfe oder Blogs lese - <3. Es ist meine Zeit. It's my spot. Und keiner fragt in dieser Zeit, ob noch mehr Marmelade aufs Brot gemacht werden kann. Ob man von meinem Kaffee einen Schluck probieren darf (meine Kinder haben finnische Wurzeln, das erklärt ihre Affinität für Kaffee immerhin ansatzweise). Und kein Kinderchor ruft in zwei energischen Stimmlagen meinen Namen. It's my time.
Jetzt kann man sagen, dass ich in der privilegierten Situation bin, einen Beruf auszuüben, der mir wirklich Spass macht. Es ist allerdings auch einer, bei dem ich nicht einfach so für einige Jahre aussteigen könnte, denn dann wäre ich schon arg weg vom Fenster. Ausserdem tut mir - und stimmt mir ruhig zu, die ihr das gleiche denkt, ihr Mamas und Papas - der Ausgleich richtig gut. Ich tauche drei Tage pro Woche in mein "altes Leben" ein und verbringe die restlichen Tage im "neuen Leben". Und habe dann auch definitiv mehr Geduld, wenn zum 24sten Mal das gleiche Buch vorgelesen werden soll oder das Marmeladebrot zum vierten Mal auf dem Parkettboden landet (frisch gewischt, of course).
Gestern hatte ich Bourdieu und die verschiedenen Kapitalsorten als Thema, mit meinen Studierenden zusammen. Und davon hängt es eben massgeblich ab, wie man die obenstehende Frage beantworten kann: Can you have it all? Es ist keine Wissenschaft, ein Kind in die Welt zu setzen (in den allermeisten Fällen nicht. Da braucht es nur zwei Menschen, ein bisschen Babyboom und Prosecco). Aber es ist eine Wissenschaft, eine Situation zu schaffen, mit Hilfe dessen das System "Familie" für alle Parteien gut funktioniert. Belly Science sozusagen, denn es beginnt sich alles schon mit der ersten Schwangerschaft zu verändern. Schaffe ich das? Werde ich ein anderer Mensch? Aber das will ich doch eigentlich gar nicht... Tja und dann beginnt die Suche nach Lösungen.
Damit der Eiertanz zwischen der Elternrolle, Businessrolle und Partnerrolle gelingt, braucht es ein gewisses ökonomisches Kapital, aber auch ganz ganz und ich weiss ich wiederhole mich aber es braucht GANZ viel soziales Kapital. Der Partner, die Grosseltern, die Tanten, Onkel, Göttis und Gottis und Freunde, die einen unterstützen, damit das Gefüge funktionieren kann. Das weiss niemand besser als jemand, der diese Optionen eben nicht hat. Wenn jetzt über die Familieninitiative abgestimmt wird, geht es letztlich auch um Geld und Menschen, die sich in ihrem Gefüge auf eine bestimmte Art ungerecht behandelt fühlen. Schauen wir mal, wie es ausgeht.
Ich bin Pro-Familie aber auch Pro-Mama, Pro-Papa und Pro-Ichhabauchmeineigenesleben. Und auch wenn es von aussen locker flockig aussehen mag, diese Work-Wife-Life-Balance so steckt dahinter viel Organisation - Planung - und Beidesüberdenhaufenwerfen und neu planen. Denn das Leben mit Kindern birgt viele Überraschungen - positive und weniger positive.
Was sich aber auf jeden Fall lohnt, ist, mindestens 1-2 Dinge, die man gerne tut, wie einen Schatz zu wahren und diese Tätigkeiten so zu planen, dass sie auch mit Familie und Job machbar sind. Bei sind zwei dieser Dinge das Schreiben, und der Sport. Mein Arbeitgeber hätte ein wunderbares Gym, welches jederzeit parat stünde. Doch der Geist ist willig, das Fleisch ist willig aber meine Agenda ist stärker.
Deshalb wurde Stück für Stück ein "Raum" dafür geschaffen, damit ich diesen "Schatz" nicht aufgeben muss. Anpassung an die Lebensumstände homemade. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass jeder seine Inseln braucht. Mamas und Papas. Und auch Zeit für sich ganz allein, und sei dies nur eine Zugfahrt, die 40min dauert. Oder eine kurze Autofahrt, bei der man viel zu laut seine Lieblingstracks hören kann, ohne dass es auf dem Rücksitz protestiert.
Trotz aller Planung, Organisation und ErziehungsARBEIT (!) bereue ich zumindest nichts. Ich würde jeden Tag vielleicht zusammengezählt 15min lang mit denjenigen tauschen wollen, die ein spontanes Leben führen können. Aber die restlichen 23h und 45min fühlen sich prima an.
Wenn mich also heute, fast 4 Jahre nach der Geburt von Nummer 1 fragt, ob man "wirklich alles haben kann" in der heutigen, modernen Zeit, dann lautet die Antwort:
Yes. You can have it all. Aber für eine bestimmte Zeit einfach in damn little pieces.
Tatsächlich wirkt es von aussen oft sehr leicht, wie die Frauen von heute mit ihrem Teilzeitpensum sowohl Familie als auch Job schaukeln. In der gesellschaftlichen Diskussion wird ja immer wieder die Frage aufgeworfen: Kann man alles haben? Kommt bei Kindern, Karriere, Partnerschaftspflege (!) und persönlichen Interessen nicht irgendetwas unter die Räder?
*homemade* |
Darauf kann eigentlich jedes Elternteil, ob nun Mama oder Papa eine klare Antwort geben. Aber SELBSTVERSTÄNDLICH gerät das Leben aus dem Gleichgewicht. Und zwar im Job (Pensum wird geändert, täglich der Blick auf das Handy, ob die Kita oder die Grosseltern angerufen haben, der Nachwuchs habe Fieber oder einen Legostein in der Backe) , in der Partnerschaft (seriously - dieser Schlafmangel zu Beginn...die Evolution hat sich damit wirklich ins eigene Bein geschossen. Glücklich sind jene Paare, bei denen beide des Nachts aufstehen bzw. sich dabei abwechseln, das um 3:00 wache Kind zum Schlafen zu überreden) und selbstverständlich auch bei den persönlichen Interessen. Oft werden Hobbies überdacht, mit dem Rhythmus des Nachwuchses in Einklang gebracht oder auf später verschoben, wenn die lieben kleinen selbständiger geworden sind. Spontan nach der Arbeit eins trinken gehen? Die meisten Eltern machen da nur grosse Augen. "Spontanität" geht für eine Weile flöten und man freut sich wie auf Weihnachten, wenn ein 2-4 Wochen zuvor geplantes Treffen mit alten Freunden dann WIRKLICH und wahrhaftig zu Stande kommt.
Dies trägt dazu bei, dass man die kleinen Dinge des Alltags noch mehr schätzt, als in der Zeit, als man noch alles tun konnte, wann man es wollte. Ich zum Beispiel bin schon so weit, dass ich die Zeit, wo ich im Postauto und Zug zur Arbeit sitze, als "meine Zeit" betrachte. Egal, ob ich bereits E-Mails mit medienpädagogischem Inhalt schreibe oder ganz einfach durch lustige Meme Datenbanken surfe oder Blogs lese - <3. Es ist meine Zeit. It's my spot. Und keiner fragt in dieser Zeit, ob noch mehr Marmelade aufs Brot gemacht werden kann. Ob man von meinem Kaffee einen Schluck probieren darf (meine Kinder haben finnische Wurzeln, das erklärt ihre Affinität für Kaffee immerhin ansatzweise). Und kein Kinderchor ruft in zwei energischen Stimmlagen meinen Namen. It's my time.
Jetzt kann man sagen, dass ich in der privilegierten Situation bin, einen Beruf auszuüben, der mir wirklich Spass macht. Es ist allerdings auch einer, bei dem ich nicht einfach so für einige Jahre aussteigen könnte, denn dann wäre ich schon arg weg vom Fenster. Ausserdem tut mir - und stimmt mir ruhig zu, die ihr das gleiche denkt, ihr Mamas und Papas - der Ausgleich richtig gut. Ich tauche drei Tage pro Woche in mein "altes Leben" ein und verbringe die restlichen Tage im "neuen Leben". Und habe dann auch definitiv mehr Geduld, wenn zum 24sten Mal das gleiche Buch vorgelesen werden soll oder das Marmeladebrot zum vierten Mal auf dem Parkettboden landet (frisch gewischt, of course).
Gestern hatte ich Bourdieu und die verschiedenen Kapitalsorten als Thema, mit meinen Studierenden zusammen. Und davon hängt es eben massgeblich ab, wie man die obenstehende Frage beantworten kann: Can you have it all? Es ist keine Wissenschaft, ein Kind in die Welt zu setzen (in den allermeisten Fällen nicht. Da braucht es nur zwei Menschen, ein bisschen Babyboom und Prosecco). Aber es ist eine Wissenschaft, eine Situation zu schaffen, mit Hilfe dessen das System "Familie" für alle Parteien gut funktioniert. Belly Science sozusagen, denn es beginnt sich alles schon mit der ersten Schwangerschaft zu verändern. Schaffe ich das? Werde ich ein anderer Mensch? Aber das will ich doch eigentlich gar nicht... Tja und dann beginnt die Suche nach Lösungen.
Damit der Eiertanz zwischen der Elternrolle, Businessrolle und Partnerrolle gelingt, braucht es ein gewisses ökonomisches Kapital, aber auch ganz ganz und ich weiss ich wiederhole mich aber es braucht GANZ viel soziales Kapital. Der Partner, die Grosseltern, die Tanten, Onkel, Göttis und Gottis und Freunde, die einen unterstützen, damit das Gefüge funktionieren kann. Das weiss niemand besser als jemand, der diese Optionen eben nicht hat. Wenn jetzt über die Familieninitiative abgestimmt wird, geht es letztlich auch um Geld und Menschen, die sich in ihrem Gefüge auf eine bestimmte Art ungerecht behandelt fühlen. Schauen wir mal, wie es ausgeht.
Ich bin Pro-Familie aber auch Pro-Mama, Pro-Papa und Pro-Ichhabauchmeineigenesleben. Und auch wenn es von aussen locker flockig aussehen mag, diese Work-Wife-Life-Balance so steckt dahinter viel Organisation - Planung - und Beidesüberdenhaufenwerfen und neu planen. Denn das Leben mit Kindern birgt viele Überraschungen - positive und weniger positive.
Was sich aber auf jeden Fall lohnt, ist, mindestens 1-2 Dinge, die man gerne tut, wie einen Schatz zu wahren und diese Tätigkeiten so zu planen, dass sie auch mit Familie und Job machbar sind. Bei sind zwei dieser Dinge das Schreiben, und der Sport. Mein Arbeitgeber hätte ein wunderbares Gym, welches jederzeit parat stünde. Doch der Geist ist willig, das Fleisch ist willig aber meine Agenda ist stärker.
Deshalb wurde Stück für Stück ein "Raum" dafür geschaffen, damit ich diesen "Schatz" nicht aufgeben muss. Anpassung an die Lebensumstände homemade. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass jeder seine Inseln braucht. Mamas und Papas. Und auch Zeit für sich ganz allein, und sei dies nur eine Zugfahrt, die 40min dauert. Oder eine kurze Autofahrt, bei der man viel zu laut seine Lieblingstracks hören kann, ohne dass es auf dem Rücksitz protestiert.
Trotz aller Planung, Organisation und ErziehungsARBEIT (!) bereue ich zumindest nichts. Ich würde jeden Tag vielleicht zusammengezählt 15min lang mit denjenigen tauschen wollen, die ein spontanes Leben führen können. Aber die restlichen 23h und 45min fühlen sich prima an.
Wenn mich also heute, fast 4 Jahre nach der Geburt von Nummer 1 fragt, ob man "wirklich alles haben kann" in der heutigen, modernen Zeit, dann lautet die Antwort:
Yes. You can have it all. Aber für eine bestimmte Zeit einfach in damn little pieces.