Was macht der Mensch, wenn er nebst der WM nicht schon genug hat von Spiel, Spass und Wettbewerb? Richtig. Er macht bei einer Challenge mit, bei der er das Gefühl hat, er sei doch eigentlich ganz gut in dieser Disziplin. Bei mir wären das nicht viele Disziplinen, aber im Kaffeetrinken da hab ich Selbstvertrauen. Das liegt wohl einerseits an den Genen - kein Volk trinkt über das Jahr hinweg betrachtet so viel Kaffee wie die Finnen. Über den Koffeingehalt der Filterkaffeeplörre kann man sich bestimmt streiten. Aber wir lieben unseren Kaffee heiss und innig. In allen Farben. Angespornt also durch den genetischen Wettbewerbsvorteil und meine Neigung, bei Kaffee spontan "
Ou ja gern, en Dopplette!" zu sagen, bin ich dann auch in diese Coffeechallenge vom 17.6. hineingeraten.
Natürlich habe ich meinen Kaffeetassenhebemuskel davor ausgiebig trainiert, um dann sicher nicht deswegen zu schwächeln, sondern höchstens einem mangelnden Kaffeeangebot (ich war ja noch nicht mal im Büro!) die Schuld für ein eventuelles Scheitern geben zu können.
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Never underestimate you coffee muscles. |
Die Ausgangslage am 17.6. war denn wie folgt: In den Ring traten diverse Mitstreiter (darunter die Initianten der Coffeechallenge) und meinereiner, relativ ausgeschlafen und mit leeren Magen, und einem Kampfgewicht, dass so geheim ist, dass es nur der Arzt meines Vertrauens annährend kennt. It was time to rumble. Los ging es bereits vor 7:00 - Nummer 1 und Nummer 2 sei Dank. Frühaufsteherkinder sind gar nicht so schlecht an einem Coffeechallenge Tag. Nummer 2 war es denn auch, die mit mir in der Küche auf der Kücheninsel sass. "
Hmmm, lecker Kaffee!" meinte ich, worauf Nummer 2 ihr Kakaofläschchen packte, und mir mit einem beherzen finnischen "
Kippis!" zuprostete. Meine Tochter.
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Das vorne zählt. Alles andere ist Deko. |
Ich musste an diesem Tag an ein Fotoshooting für ein Medienprojekt, also packte ich Kaffee mit auf den Weg ein. Zwar gibt es ein Lehrerzimmer mit einer Kaffeemaschine dort. Aber ich wollte nicht gerade in der 2. Woche einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den ganzen Tag die besagte Nespressomaschine blockieren. Vorsorglich steckte ich mir aber einen Fünfliber (5 CHF) in die Hosentasche, für die hiesige Kaffeekasse. Ein Kaffee kostet da 0.50 CHF. Sicher eine gute Investition.
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Frisch aus dem Lehrerzimmer *merci* |
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Dann machte ich sprichwörtlich eine Kaffeepause - denn ich musste 10 Kinder geschminkt und verkleidet inkl. Fotoshooting Location parat machen. Als dann die Fotos im Kasten waren, gab es für die Kinder Kuchen, und für die Erwachsenen nach der Aufräumaktion - wir ahnen es. Ein Käfeli. Später dann beim kurzen Lunch probierte ich mangels echtem Starbucks (der ja sonst direkt 3 Stockwerke unter meinem Büro liegt) ein Kaltgetränk, welches viel versprach aber leider wenig hielt. Kein Vergleich zum echten Starbucks Getränk - leider. Aber immerhin machte dies Nummer 7 des Tages aus. Unter normalen Umständen hätte ich ihm die kalte Schulter gezeigt und ihn einfach stehen gelassen. Aber es war ja Coffeechallenge. Nöd wahr.
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Direkt ab Starbucks deutlich besser. |
Meine Mutter erbarmte sich dann meiner und lud mich noch zu einem richtig guten Nespresso ein. So muss Kaffee! Gut, dass sie nichts von der Coffeechallenge und dem unterdessen wohl hohen Koffeingehalt in meinem Blut wusste, als sie mir Kaffee Nummer 8 einschenkte. Irgendwie machte mich der viele Kaffee aber nicht hyperaktiv oder nervös, sondern eher müde. Aber daran war vielleicht auch das Wetter und die vormittägliche Aufregung am Fotoshooting Schuld. Die Lust war mir nach 8 Kaffees noch nicht vergangen, aber selbstverständlich hätte ich an einem "normalen" Tag an dieser Stelle eine längere Pause eingelegt. Aber so kam es dann im Homeoffice zu einer verhängnisvollen Begegnung mit Nummer 9.
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Homeoffice - Homecoffee. |
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Langsam kam dann aber um 15:30 herum doch die Sehnsucht nach einem Frappuccino mit ganz viel Kaffee auf, aber der war ja a.) schlecht erhältlich (auf dem Land führen wir sowas nicht) und b.) bei der Coffeechallenge explizit verboten (so hiess es). In Gedanken wanderte ich in den Starbucks und bestellte mir ein grosses Kaltgetränk, wie ich es sowohl im Frühling, im Sommer, im Herbst und erst recht im Winter tue. Ich verpackte den Gedanken in die Schublade "später" und arbeitete weiter am Medienprojekt. Als das Programm, mit welchem der Comic entsteht, zum X-ten Mal klemmte, kam die Lust auf Kaffee zurück. Es war 16:30. Nummer 10 wurde dann stilvoll in der "Game of Thrones" Espressotasse getrunken - irgendwo stand einmal, dass man vor dem Sport doch noch einen Kaffee trinken solle, da dies die Leistung steigere und die Fettverbrennung ankurble (und wenn sowas irgendwo steht, dann wirds ja wohl auch stimmen. Jawoll).
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Valar morghulis. Aber nicht durch Kaffee. |
Nach Sport, Sauna und Lütten im Bett deponieren musste ich mir eingestehen, dass ich jetzt wohl noch 2-3 Kaffees bis 23:59 (dem Ende der Coffeechallenge) hätte trinken können, denn ich fühlte mich fast wie immer. Vielleicht einen Zacken unruhiger, aber nur einen Zacken. Ich beschloss gegen 21:00 herum, dass es so für mich gut war. Eine Coffeechallenge soll ja trotz Wettbewerb auch ein Genuss bleiben, denn ich liebe Kaffee. Und so soll es bitte auch noch ganz lange bleiben.
Fazit: 10 Kaffeetassen zwischen 6:30 und 17:30. Still a happy camper. Aber jeden Tag müssten es nicht so viele Tassen sein. Distanz erhält schliesslich Freundschaften.
P.S. Hier noch etwas für die paar Scherzkekse die mir vorgeschlagen haben, jetzt doch eine "Woche ohne Kaffee" dranzuhängen (in Anlehung an die "Coffeechallenge" und die "Woche ohne Zucker"). Ich zitiere (frei) ein Lied von Selig, um meine Meinung dazu zu äussern: "Wenn ich wollte, wenn ich wollte könnt' ich wirklich doch ich will nicht, nein ich will nicht, überhaupt nicht..." Capisce? ;)