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Channel: Und schon wieder schreibt sie.
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Man versus Knife. Männer kochen lieber abenteuerlich.

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Der Survival Experte (Man versus Wild) und oberster aller Pfadfinder auf dem Planeten Bear Grylls weiss, was für's tägliche Überleben wichtig ist. Wird er in einem x-beliebigen Gebiet der Erde ausgesetzt (Wüste, Canyon, Berglandschaft oder Gletscher...) kümmert er sich als erstes um Wasser, eine Unterkunft für die Nacht und: Nahrung. Manchmal kommt es mir so vor, als sei man als Elternteil ein "Bear Grylls des Alltags". Während Wasser zum Glück aus dem Wasserhahn oder der Mineralwasserflasche kommt und die Betten für die Nacht parat stehen, ist das grösste Abenteuer des Tages aus diesen Dreien sicher die Nahrungsbeschaffung. Respektive die Zubereitung der Nahrung.

*funnyjunk.com*

Kochen nervt. Also das alltägliche Kochen, nicht das "etwas Feines, etwas Spezielles"-Kochen. Man beginnt ja meist schon mit dem Kochen (für sich oder die Familie) wenn man noch gar nicht richtig hungrig ist. Kinder essen ja Mittags beispielsweise schon gegen 11:00 oder 11:30, das heisst die Kocherei beginnt mitunter schon um 10:30. Und es nervt. Den Kochenden und die Hungrigen ringsherum. Denn es geht entweder zu lange, oder eine Zutat fehlt, oder es wird etwas gekocht, was man eh nicht mag. "Ich will aber Nudle!" - "Jetzt hämmer die Wuche scho 23 Mal Pasta gmacht!" - "Das isch mir doch egal! Nudlä - Nudlä - Nudlä...". Nummer 1 und Nummer 2 rennen in der Küche herum und ziehen einem die Trainerhose beim Zupfen  in die Kniekehlen runter. Und während man fluchend versucht, die Trainerhose wieder an ihren Ursprungsort zu zubbeln, bevor der neue Postbote beim Umrunden des Hauses auf der Suche nach der Eingangstür zu offenherzige Einblicke auf die kochenden Hausbewohner bekommt, quillt meistens schon was unter dem Kochdeckel hervor und die Herdplatte verwandelt sich in eine Schaumbadlandschaft. Zur allgemeinen Ablenkung, die störend sein kann, kommt auch noch der Umstand, dass bei der alltäglichen Nahrungsversorgung einer Familie der Kreativität meist sehr enge Grenzen gesetzt sind. Nummer 1 mag plötzlich nach Jahren der innigen Liebe keine Erbsen mehr. Nummer 2 verschmäht ganz viele Gemüsesorten, ausser man trickst sie aus und versteckt sie kleingeschnitten unter ganz viel Fleischsauce oder bringt Nummer 1 dazu, sie demonstrativ und übertrieben köstlich scheinend zu essen: "Mhhhhh luegemal wie fein!" Kinder könnten sich ja generell von Brot, Pasta und Bananen ernähren, wenn sie denn dürften (und manch ein Student macht das aus finanziellen Gründen genau so). Etwas "Neues" kommt meistens eher schlecht an. Deshalb halten sich grossartig kreative Kochexperimente in sehr engen Grenzen, wenn Lütten im Haus sind. Oder ein kulinarisch nicht sehr experimentierfreudiger Partner im gleichen Haushalt wohnt. Deshalb macht Alltagskochen wenig Spass. Für Nudeln mit Ketchup und eine Handvoll Erbsen hat noch niemand einen Stern bekommen.

Jetzt machen viele Männer es in diesem Punkt anders, als Frauen. Und zwar kochen sie in 2 Extremen. Selbst Significant Other hat das bemerkt. "Warum isch das eigentlich so, dass wenn Männer choched, sie entweder sich vo Tiefkühlpizzene ernähred ODER denn es 3-Gang Menu mached?" Ja...warum ist das wohl so. Ich denke, das hat einerseits mit Pragmatismus zu tun "Jetzt habe ich genau noch 30min Lunchbreak und die Pizza ist in 25min fertig - 5min Runterschlingen - passt!" und andererseits mit Leidenschaft. Wenn Männer merken, dass sie etwas widererwarten DOCH gut können (vielleicht in Gedanken sogar besser als die Partnerin ;)) dann erwacht nicht selten ein grosser (Koch-) Antrieb. So geschehen bei uns, anno 2012.

*Quickmeme.com*

Es war letzten Winter, da hat Significant Other sich ein Kochbuch gekauft. Selber. Aber nicht irgendein Kochboch, sondern jenes von Tim Ferriss. "The 4-hour Chef". In vier Stunden zum Meisterkoch - was für Aussichten! Tim Ferriss  - für diejenigen, für die er noch kein Begriff ist - ist so etwa der Über-Gott-Tausendsassa-Alleskönner überhaupt. Der Bear Grylls in der Küche sozusagen, Überlebenskünstler auf hohem kulinarischem Niveau. Er ist Autor von Lebensratgebern wie "The 4-hour Work Week" oder "The 4-hour Body". Und sein Kochbuch ist natürlich nicht "nur" ein Kochbuch (Slow Carb übrigens, man(n) will ja möglichst gesund in die 4-hour Work Week starten) sondern eigentlich eine Anleitung, alles mögliche lernen zu können (nebst dem Kochen, in 4 Stunden), und das relativ schnell, während man "living the good life" betreibt, also auch noch ein gutes Leben bei alledem führt. So far, so good.

*made with rottenecards*

Significant Other hat vor der Entdeckung dieses Kochbuchs natürlich schon auch "gekocht". Aber so richtig für das Kochen begeistern konnte ihn erst Herr Ferriss. Und so kam es, dass er sich wacker von Gericht zu Gericht im Kochbuch durchkochte. Noch nie hatten wir so viele Gewürze zu Hause. Noch nie riss er sich so um den Platz in der Küche. Noch nie hatte er mir zuvor erklärt, welches Messer wofür gedacht ist (ich gebe zu, da habe ich Bildungslücken). Und das Meiste gelang ihm wirklich gut! Er konnte es sicher insgeheim schon immer, also kochen. Wie es wahrscheinlich die meisten Menschen können würden, wenn sie sich dafür interessierten und sich Zeit nehmen könnten. 

Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann waren meine zwei Grossmütter beide Spitzenklasse, was das Kochen anging. Sie kochten mit Leidenschaft und sie beherrschten ihr Handwerk wirklich gut. Das würden wahrscheinlich noch viele Leute von ihren Grossmüttern und Müttern behaupten. Wenn man hingegen guckt, wer mit dem Kochen wirklich berühmt geworden ist und sich einen Namen gemacht hat, dann sind das von Biolek über Jamie Oliver hin zu Rach dem Restauranttester häufig Männer. Was sie machen, ist Entertainment. Es ist eben keine Alltagskocherei. Sie schaffen es auch irgendwie, sich beim Kochen gut zu verkaufen, so dass Kochen sexy wird, ein Abenteuer sogar. Vielleicht klappt das gerade deshalb, weil der Anblick des kochenden Mannes irgendwie noch nicht überall im Bewusstsein der Leute angekommen ist. "Boah der kann ja kochen!" - "Also wenn ER das kann, kann ich das auch!" - "Toll, dass da auch der Mann mal kocht!" heisst es. Und es ist ja auch prima, wenn die Herren der Schöpfung auch einmal die Karotten hacken und den Broccoli dünsten, den Teig ausrollen und die Sauce abschmecken, statt nur das Wildschwein zu erlegen und ins Haus zu tragen. Die wahren Abenteurer und Alltagshelden sind aber nicht die von den Medien präsentierten Meisterköche, sondern jene Männer (und Frauen), die jeden Tag für das leibliche Wohl zu Hause sorgen. Diejenigen, die es fertig bringen, selbst beim Zubereiten von Reis mit Fleischchügeli oder Spaghetti mit Pesto noch ein bisschen mit Liebe zu kochen, auch wenn die Abläufe bereits routiniert sind und die Gerichte keine grosse Besonderheit darstellen. 


*homemade. Unsere Küche ist ein gefährlicher Ort.*

Und damit es an dieser Stelle auch noch gesagt ist: Liebe Männer. Wir finden es super, wenn ihr den Abenteurer in euch in der Küche rauslasst, nicht nur am Grill. Nehmt euch mal die Zeit. Greift euch ein Kochbuch und kocht einmal etwas, was euch Spass macht. Zwei linke Hände könnt ihr gar nicht haben, denn ihr bedient ja auch die Kettensäge und die Greifzangen am Kugelgrill ganz gut. Es muss kein 3-Gang Menu sein, aber wenn ihr uns doch mit einem überraschen möchtet, go ahead! Und wenn der Nachwuchs danebenstehend in der Küche die Nase rümpft und raunt "Wääh, das iss ich nöd, das gset us wie en tote Frosch!" dann setzt daneben einfach noch einen Topf Pasta auf. Und wenn ihr das tolle Fleisch trotz Rezept ganz schlimm versalzt - egal. So etwas ist sicher schon Chuck Norris passiert. Hauptsache ihr wagt was und probiert was, denn das liegt ja in eurer Natur.

Wenn alle Stricke reissen, dann liegt da ja immernoch die Notfallpizza im Tiefkühler. Dafür kriegt ihr von den Kindern ganz bestimmt einen Stern.Selbstgemalt.












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