Als Kind habe ich unwahrscheinlich gern Werbung geschaut im Fernsehen. Slogans? Ich kannte sie alle. Meister Proper, der so sauber putzte, dass man sich drin spiegeln konnte. Auch wusste ich, dass man in Palmolive seine Finger niemals wund baden könnte und dass die Kinder nur so heimgerannt kommen, wenn Miracoli Tag ist. Sämtliche Jingles von 1985-1993 hätte ich im Schlaf wiedergeben können.
Es war mir egal, wie viele Male die gleichen Produkte da beworben wurden, ich mochte Werbung einfach. Im Laufe der Jahre wurde Werbung aber immer lästiger. Überall tauchte sie auf. Der Lieblingsfilme wurde RATSCH gefühlte 34 Mal RATSCH von Werbung RATSCH unterbrochen. In der Frauenzeitschrift der Wahl musste man bis zum nächsten Textabschnitt plötzlich 5 Seiten blättern. Und in sozialen Netzwerken taucht wie von Zauberhand in der rechten Spalte (ich beziehe mich jetzt auf den netten Anbieter in blau, der mit F beginnt und mit k aufhört) beinahe exakt auf einen zugeschnittene Werbung auf.
Gerade heute ist man offenbar der Ansicht, ein neues Portemonnaie wär's noch für mich (na hab ich das denn nicht vor zwei Abenden auf Zalando gesucht? Was für ein Zufall aber auch) sowie generell Weihnachtsgeschenke. Nach der Geburt von Nummer 1 und Nummer 2 fanden sich da urplötzlich Windelangebote und Sonderaktionen für Babykleidung noch und nöcher. Es soll besonders erfinderische Leute geben, die sich den Balken rechts am Rand schlicht mit Tape zukleistern, um nicht dauernd von der Werbung angesprochen zu werden. So weit gehe ich jetzt nicht, ich klicke im Kopf einfach auf "ignorieren" - soll da doch stehen, was wolle.
Die meiste Werbung ist ja ziemlich langweilig. Deshalb gefallen mir die Ausnahmen, und zwar auf beide Seiten. Negativbeispiele gibt es ja vielfach bei der Eigen-PR von Personen, die eine Dienstleistung anbieten. So findet man immer wieder Annoncen von (Zahn-)Ärzten wie Dr. Angst oder Dr. Schmerz, bei denen ich mich ernsthaft frage, ob sie bei der Wahl ihres Studiums vielleicht nicht doch daneben gegriffen haben. Handkehrum sollten Menschen mit klangvollen Namen wie "Fröhlich" oder "Lustig" vielleicht eher in der Unterhaltungsbranche oder als Psychiater Fuss fassen, als in der Bestattungsindustrie.
Auch besonders gute Werbung schneit einem nicht jeden Tag ins Haus, deshalb ist es eine grosse Freude, wenn's mal passiert. Jüngst geschah das, in dem ich eines Nachmittags von meiner besten Freundin ein Mail erhielt. Sie hatte etwas beim Einkaufen entdeckt. Und es passte insofern gut, als dass wir uns gerade darüber unterhalten hatten, wann und wohin wir im kommenden Jahr zusammen in einen kurzen Wellness-Urlaub flüchten wollen. Das machen wir regelmässig. 1-2 Mal pro Jahr sind wir für 24h nicht erreichbar. Wir schalten unsere Handys auf stumm, schauen dann aber doch während der 24h selbstverständlich etwa 254 Mal drauf ob von zu Hause und den Significant Others keine Nachrichten (Marke: "Haus abgebrannt", "Lütten haben die Kontrolle übernommen", "der Kaffee ist ausgegangen") eingetroffen sind. Meistens halten sich die SPApokalypsen allerdings in engen Grenzen.
Einige Menschen behaupten ja, SPA bedeute "Sanitas per Aquam". Aber wir wissen es besser. Es bedeutet nämlich nichts anderes als: Sauna-Prosecco-Auszeit. Auf jeden Fall bedeutet so ein Wellnessausflug automatisch, dass die besseren Hälften in diesen 24h die komplette Verantwortung für die Lütten übernehmen, sonst wäre es ja nur ein halber SPAss. Jetzt scheinen meine Freundin und ich nicht ganz die einzigen Frauen zu sein, welche diese Auszeit-Idee haben. Sonst hätte sich folgender Hersteller von Dosenravioli in der Schweiz wohl diese - wirklich tolle - Kampagne nicht einfallen lassen.
Männer - auf die Büchsen, fertig, los! In den ersten Wochen nach der Geburt von Nummer 1 hätte ich eine ganze Schrankwand voll mit solchen Büchsen gebrauchen können, als Significant Other nach EINEM offiziellen Tag Vaterschaftsurlaub die Schlüssel, den Aktenkoffer und die Beine unter die Hand nehmen musste und ich mit einem Bündel Nummer-1-Mensch im Arm, zerzaustem Morgenhaar und noch im Pyjama alleine zu Hause zurückblieb. Dosen mit der Aufschrift "Du packst das schon, Neo-Mama!""Aller Anfang ist sch*****" oder "Durchschlafen heisst 6h am Stück!" wären's echt gewesen damals.
Jetzt nehmen es ja die Männer meist viel lockerer, wenn sie die Aufgabe bekommen, eine Weile alleine auf die Lütten aufzupassen. Ich finde das bewundernswert, denn der Perfektionsanspruch ("bisch scho wieder am ufruume?"), die Wohnung müsse den ganzen Tag so aussehen, als würden Erwachsene darin wohnen, ist was denn Spassfaktor angeht, eher kontraproduktiv. Ein Drei-Gänge-Menu für die Kids, makrobiotisch und vitaminreich, dass es überbordet? Muss nicht sein. Manchmal tut es eben auch die Pizza aus dem Kühli, oder Würstchen mit Brot. Ich mag ja auch Menschen, vor allem Männer, die zugeben, dass sie manchmal keine Ahnung haben, was sie mit den Kindern einen ganzen langen Nachmittag anstellen sollen. Muss man Kinder ständig unterhalten? Darf man auch mal einen Nachmittag lang ins Kino sitzen, statt mit ihnen auf den Spielplatz zu gehen? Warum immer ins Dinosauriermuseum und stattdessen nicht mit der Taschenlampe in den Keller, Schätze suchen (und das bei strahlend schönem Wetter draussen)? Wenn ich nicht zu Hause bin, und sei dies aus Gründen von SPAss oder Arbeit, verzichte ich unterdessen darauf, S.O. Anweisungen oder Tipps zu hinterlassen, wie er den Tag mit den Lütten wo und auf welche Art auch immer gestalten soll. Er macht das schon. Er schafft das locker!
Wellness bedeutet aber nicht nur, mit der besten Freundin (oder S.O.) wegzufahren. Wellness findet sich auch versteckt in Alltagssituationen. Wenn man am Freitag schon angemüdet von der Arbeit nach Hause kommt, und es ist alles ziemlich aufgeräumt. Oder wenn ein warmes Essen auf dem Herd steht, wenn man aus der Kälte ins Haus kommt. Am Abend noch den Kamin anzuwerfen mal eben nicht Werbung im Fernsehen sehen zu müssen, sondern gemeinsam mit einem lieben Menschen (oder auch mal allein) auf dem Schlafsofa der Glut beim Knacken zu zu hören.
Jedes Wochenende mit der besten Freundin Reiss-Aus zu nehmen, würde mit der Zeit auch wirklich zu teuer ;). Aber die paar Male SPAss im Jahr sind ein Hochgenuss. Sind wir dann erst mal im Wellness-Tempel angekommen, dann gibt es nichts Schöneres, als in den Ruheräumen zu liegen, Klatschhefte durchzublättern und RATSCH ist da wieder der Werbeunterbruch. Passend zum letzten SPA Aufenthalt mit all seinen Algenpackungen und Ganzkörpermassagen sprang mir denn auch eine Werbung ins Auge, die mich daran zweifeln liess, das Produkt wirklich und wahrhaftig an mir ausprobieren zu wollen.
Vielleicht sollte sich der oder die Marketingverantwortliche dieser sauteuren und sicherlich auch sehr effektiven Crème ja auch ein paar Stunden im SPA gönnen. Ich kann's ehrlich nur empfehlen.
Es war mir egal, wie viele Male die gleichen Produkte da beworben wurden, ich mochte Werbung einfach. Im Laufe der Jahre wurde Werbung aber immer lästiger. Überall tauchte sie auf. Der Lieblingsfilme wurde RATSCH gefühlte 34 Mal RATSCH von Werbung RATSCH unterbrochen. In der Frauenzeitschrift der Wahl musste man bis zum nächsten Textabschnitt plötzlich 5 Seiten blättern. Und in sozialen Netzwerken taucht wie von Zauberhand in der rechten Spalte (ich beziehe mich jetzt auf den netten Anbieter in blau, der mit F beginnt und mit k aufhört) beinahe exakt auf einen zugeschnittene Werbung auf.
Was ich nicht alles zu brauchen scheine. |
Gerade heute ist man offenbar der Ansicht, ein neues Portemonnaie wär's noch für mich (na hab ich das denn nicht vor zwei Abenden auf Zalando gesucht? Was für ein Zufall aber auch) sowie generell Weihnachtsgeschenke. Nach der Geburt von Nummer 1 und Nummer 2 fanden sich da urplötzlich Windelangebote und Sonderaktionen für Babykleidung noch und nöcher. Es soll besonders erfinderische Leute geben, die sich den Balken rechts am Rand schlicht mit Tape zukleistern, um nicht dauernd von der Werbung angesprochen zu werden. So weit gehe ich jetzt nicht, ich klicke im Kopf einfach auf "ignorieren" - soll da doch stehen, was wolle.
Die meiste Werbung ist ja ziemlich langweilig. Deshalb gefallen mir die Ausnahmen, und zwar auf beide Seiten. Negativbeispiele gibt es ja vielfach bei der Eigen-PR von Personen, die eine Dienstleistung anbieten. So findet man immer wieder Annoncen von (Zahn-)Ärzten wie Dr. Angst oder Dr. Schmerz, bei denen ich mich ernsthaft frage, ob sie bei der Wahl ihres Studiums vielleicht nicht doch daneben gegriffen haben. Handkehrum sollten Menschen mit klangvollen Namen wie "Fröhlich" oder "Lustig" vielleicht eher in der Unterhaltungsbranche oder als Psychiater Fuss fassen, als in der Bestattungsindustrie.
Auch besonders gute Werbung schneit einem nicht jeden Tag ins Haus, deshalb ist es eine grosse Freude, wenn's mal passiert. Jüngst geschah das, in dem ich eines Nachmittags von meiner besten Freundin ein Mail erhielt. Sie hatte etwas beim Einkaufen entdeckt. Und es passte insofern gut, als dass wir uns gerade darüber unterhalten hatten, wann und wohin wir im kommenden Jahr zusammen in einen kurzen Wellness-Urlaub flüchten wollen. Das machen wir regelmässig. 1-2 Mal pro Jahr sind wir für 24h nicht erreichbar. Wir schalten unsere Handys auf stumm, schauen dann aber doch während der 24h selbstverständlich etwa 254 Mal drauf ob von zu Hause und den Significant Others keine Nachrichten (Marke: "Haus abgebrannt", "Lütten haben die Kontrolle übernommen", "der Kaffee ist ausgegangen") eingetroffen sind. Meistens halten sich die SPApokalypsen allerdings in engen Grenzen.
Einige Menschen behaupten ja, SPA bedeute "Sanitas per Aquam". Aber wir wissen es besser. Es bedeutet nämlich nichts anderes als: Sauna-Prosecco-Auszeit. Auf jeden Fall bedeutet so ein Wellnessausflug automatisch, dass die besseren Hälften in diesen 24h die komplette Verantwortung für die Lütten übernehmen, sonst wäre es ja nur ein halber SPAss. Jetzt scheinen meine Freundin und ich nicht ganz die einzigen Frauen zu sein, welche diese Auszeit-Idee haben. Sonst hätte sich folgender Hersteller von Dosenravioli in der Schweiz wohl diese - wirklich tolle - Kampagne nicht einfallen lassen.
Motivation für den modernen Homo-Papiens. |
Yes - You CAN! |
Männer - auf die Büchsen, fertig, los! In den ersten Wochen nach der Geburt von Nummer 1 hätte ich eine ganze Schrankwand voll mit solchen Büchsen gebrauchen können, als Significant Other nach EINEM offiziellen Tag Vaterschaftsurlaub die Schlüssel, den Aktenkoffer und die Beine unter die Hand nehmen musste und ich mit einem Bündel Nummer-1-Mensch im Arm, zerzaustem Morgenhaar und noch im Pyjama alleine zu Hause zurückblieb. Dosen mit der Aufschrift "Du packst das schon, Neo-Mama!""Aller Anfang ist sch*****" oder "Durchschlafen heisst 6h am Stück!" wären's echt gewesen damals.
Jetzt nehmen es ja die Männer meist viel lockerer, wenn sie die Aufgabe bekommen, eine Weile alleine auf die Lütten aufzupassen. Ich finde das bewundernswert, denn der Perfektionsanspruch ("bisch scho wieder am ufruume?"), die Wohnung müsse den ganzen Tag so aussehen, als würden Erwachsene darin wohnen, ist was denn Spassfaktor angeht, eher kontraproduktiv. Ein Drei-Gänge-Menu für die Kids, makrobiotisch und vitaminreich, dass es überbordet? Muss nicht sein. Manchmal tut es eben auch die Pizza aus dem Kühli, oder Würstchen mit Brot. Ich mag ja auch Menschen, vor allem Männer, die zugeben, dass sie manchmal keine Ahnung haben, was sie mit den Kindern einen ganzen langen Nachmittag anstellen sollen. Muss man Kinder ständig unterhalten? Darf man auch mal einen Nachmittag lang ins Kino sitzen, statt mit ihnen auf den Spielplatz zu gehen? Warum immer ins Dinosauriermuseum und stattdessen nicht mit der Taschenlampe in den Keller, Schätze suchen (und das bei strahlend schönem Wetter draussen)? Wenn ich nicht zu Hause bin, und sei dies aus Gründen von SPAss oder Arbeit, verzichte ich unterdessen darauf, S.O. Anweisungen oder Tipps zu hinterlassen, wie er den Tag mit den Lütten wo und auf welche Art auch immer gestalten soll. Er macht das schon. Er schafft das locker!
Wellness bedeutet aber nicht nur, mit der besten Freundin (oder S.O.) wegzufahren. Wellness findet sich auch versteckt in Alltagssituationen. Wenn man am Freitag schon angemüdet von der Arbeit nach Hause kommt, und es ist alles ziemlich aufgeräumt. Oder wenn ein warmes Essen auf dem Herd steht, wenn man aus der Kälte ins Haus kommt. Am Abend noch den Kamin anzuwerfen mal eben nicht Werbung im Fernsehen sehen zu müssen, sondern gemeinsam mit einem lieben Menschen (oder auch mal allein) auf dem Schlafsofa der Glut beim Knacken zu zu hören.
Jedes Wochenende mit der besten Freundin Reiss-Aus zu nehmen, würde mit der Zeit auch wirklich zu teuer ;). Aber die paar Male SPAss im Jahr sind ein Hochgenuss. Sind wir dann erst mal im Wellness-Tempel angekommen, dann gibt es nichts Schöneres, als in den Ruheräumen zu liegen, Klatschhefte durchzublättern und RATSCH ist da wieder der Werbeunterbruch. Passend zum letzten SPA Aufenthalt mit all seinen Algenpackungen und Ganzkörpermassagen sprang mir denn auch eine Werbung ins Auge, die mich daran zweifeln liess, das Produkt wirklich und wahrhaftig an mir ausprobieren zu wollen.
Dot.Com hätte es vielleicht auch getan. |
Vielleicht sollte sich der oder die Marketingverantwortliche dieser sauteuren und sicherlich auch sehr effektiven Crème ja auch ein paar Stunden im SPA gönnen. Ich kann's ehrlich nur empfehlen.